Niagara Fälle.

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Leben in USA – Back in 2005.

Emails an meine liebe Freundin in Regensburg.

…. Morgen kommt schon wieder Besuch. Es kommt ein Kollege meines Mannes, den ich aus Regensburg kenne. Mit ihm waren wir ein, zwei Mal abends unterwegs, haben ihn mal beim Grillen getroffen, aber mehr nicht. Einen netten Eindruck hat er hinterlassen und Heiko meint, ich soll ruhig mit ihm fahren. Und somit werden wir morgen aufbrechen zu den Niagara Fällen. Bin so gespannt. Er kennt wohl Leute in London, Ontario in Canada, dort wollen wir vorbeischauen. Ich lass mich überraschen.
Also denke ich mal, bis nach dem Trip!
Deine Nicole

29. Aug 2005
von: Nicole
an: meine liebe Freundin in Regensburg
Betreff: wieder in Milwaukee

Hallihallo,
ich bin wieder zurück in Milwaukee, bin ich froh, wenn ich endlich mal wieder ein paar Tage hier weiterleben kann. Der kleine Roadtrip zu den Niagara Fällen war wirklich klasse und mit Jochen war es auch richtig lustig. Der ist total unkompliziert.

Gestartet sind wir dann sehr früh in Milwaukee, am Lake Michigan entlang nach Süden und dann rüber Richtung Kanada. Puh, das war ein langer, langer FahrTag. Knapp über neun Stunden waren wir unterwegs, etwa 900 km. Heftig, aber auch wunderschön das weite Land zu „erfahren“. Ich liebe es.

Jochens Freunde haben wir in einem Lokal in London, Ontario getroffen und uns gleich super unterhalten. Eine sehr angenehme Familie. Und wie schon erwartet, haben sie uns auch gleich zum Übernachten zu sich nach Hause eingeladen. Super nett. Wir waren aber wie erschlagen von der langen Fahrt und sind nach ein paar Bierchen und weiteren netten Gesprächen auf dem Sofa, früh ins Bett.

Beim Frühstück wiederum hat der Freund uns angeboten, seine Mutter anzurufen, die nämlich direkt in Niagara Falls, Ontario wohnt, und zu fragen, ob wir dort übernachten können. Hat er dann auch gleich gemacht und die nächste Nacht war gebucht. Ich war ja erst wirklich skeptisch, aber Jochen hatte die Mutter vor Jahren schon einmal kennengelernt. So haben wir uns auch noch gleich die Kosten für die nächste Nacht gespart.

Nach dem Frühstück sind wir losgedüst und haben uns die Niagara Fälle auf der kanadischen Seite angeschaut. Wir waren super begeistert. Entlang des Ufers erstreckt sich ein großer Park. Immer wieder hat man neue, spektakuläre Blicke auf die Fälle. Mit lautem Getöse rauscht das Wasser mit solcher Macht in die Tiefe – wow. Und wie nah man immer wieder an den Abgrund kommt, wahnsinn! Und falls du dich wunderst: stets sicher hinter Absperrungen. Unten in der Gischt sehen wir unzählige Boote, beladen mit Menschen, alle geschützt durch die gleichen blauen Schutzmäntelchen. Ein tolles Bild. Berauscht vom Getöse, haben wir uns im ruhigen Auto dann auf den Weg zur „Mutter“ gemacht, deren Haus wir auch relativ schnell, in einem ruhigen Wohngebiet, gefunden haben. Willkommen in Deutschland, kann ich dazu nur sagen… Sie ist damals, ich weiß leider nicht mehr wann, mit ihrem Mann erst von Deutschland nach Südamerika ausgewandert. Dort kamen sie aber gar nicht zurecht und sind von dort nach drei Jahren weiter nach Kanada, wo schon ein Verwandter von ihnen wohnte. Wenn man sich das damals, zu der Zeit alles vorstellt, dann kann ich nur sagen: Hut ab! Die Auswanderer haben damals noch Briefe geschrieben, die ewige Zeiten unterwegs waren. Sie sind damals auch noch mit dem Schiff nach Südamerika gefahren und dann, das erste Mal, nach Kanada geflogen. Sie sprachen zu der Zeit aber weder Spanisch noch Englisch, als die ankamen. Ich habe vollen Respekt vor diesen Leuten. Deshalb haben wir uns auch geduldig beim Abendessen, die GANZEN Geschichten angehört. Wir haben NICHTS erzählt. Aber die Geschichten waren so spannend und beeindruckend und wir hatten einen wunderschönen Abend. Und die „Mutter“ hat sich so über die Gesellschaft im Hause gefreut.

Jeder von uns hat ein typisches altmodisches, deutsches Gästezimmer im Keller des Hauses bekommen, trotzdem total gemütlich.

Am nächsten Morgen wurden wir mit Frühstückseiern, selbstgemachter Marmelade und selbstgebackenem Brot verwöhnt. Ein typisch deutsches, köstliches Frühstück. So lieb, diese Frau. Danach ging es gestärkt weiter über die Grenze zurück nach USA. Dort haben wir uns ebenfalls die Fälle angeschaut, die so ganz anders von dieser Seite zu erleben sind, viel ruhiger, ursprünglicher.

Ich kann nicht sagen, welche Seite mir besser gefiel, aber riesig beeindruckt hat mich die Tatsache, wie extremst nah man an den Abgrund auf der US Seite rankam. Wahnsinn!

Entlang des Ufers des Lake Erie machten wir uns langsam auf den Rückweg. An einer richtig netten Fischbude am Seeufer haben wir uns noch Fish & Chips gegönnt. Strahlend blauer Himmel mit Seeblick – wunderschön. Damit die Fahrt nicht so lang wurde wie bei der Hinreise, haben wir in Cleveland, Ohio noch eine Nacht verbracht, bevor es am nächsten Morgen weiter ging. Am südlichen Zipfel des Lake Michigan schloss sich unsere Runde und wir fuhren zurück nach Milwaukee.

Die Tour, drei Nächte, war jetzt mal schlappe 2050 km lang. That´s America. Krass, oder?

Und dann war ich, wie schon erwähnt, einfach froh, auch mal wieder zu Hause zu sein. War doch ein bisschen viel die letzten Wochen und dann vermiss ich Milwaukee so richtig stark und will dort endlich wieder die Zeit genießen. Und klar, keine Ruhe für uns: Am 1. September kommen ja schon meine Eltern und die Oma.  Arbeiten könnte ich gar nicht gehen, keine Zeit! 😉
Mal schauen, wann ich dir wieder schreiben kann

Dir die allerliebsten Grüße von hier
Deine Nicole