Südafrika – Botswana – Simbabwe – Mosambik
1 Auto, 2 Personen, 2 Ersatzreifen und 60 Liter Diesel in Ersatzkanistern. Tagebuch eines Road-Trip der besonderen Art.
Von schrecklichen Straßenverhältnissen in Mosambik, vor Tankproblemen in Simbabwe und vor Moskitos wurden wir gewarnt. Wir waren vorbereitet: Zusätzlicher Ersatzreifen, genügend Diesel an Bord und jede Menge Mückenspray. Was soll schon schiefgehen? Wir setzen dem Ganzen noch eins oben drauf und nehmen uns vor, hauptsächlich fernab der Hauptstraßen zu fahren, off-road ist angesagt, wo möglich und sinnvoll natürlich.
Tag 1:
Johannesburg, Provinz Gauteng, Südafrika – Bateleur Tented Safari Lodge, Provinz Limpopo, Südafrika – 442 km
11.08 Uhr Abfahrt. Unser Ziel ist es, neben der Erholung, in den nächsten zwei Wochen soviele Kilometer wie möglich fernab der Hauptverkehrsstraßen zu fahren. Heute heißt das Ziel aber erst einmal „raus aus der Stadt“. Auf der N1 geht es Richtung Norden, bis wir kurz hinter Bela-Bela auf die Nebenstraße R33 abbiegen. Es wird interessant, holprig und später auch sandig.
In der Bateleur Safari Lodge erwartet uns Afrika. Wir schlafen in einem Safarizelt, mit Klimaanlage… Es ist Mitte Mai und der afrikanische Winter hat Einzug gehalten, somit werden wir die Klimaanlage nicht benötigen. Die Abende sind kühl und nach dem Abendessen wärmen wir uns am Lagerfeuer. Wir genießen ein Glas Pinotage, einen besonderen südafrikanischen Rotwein. Anschließend kuscheln wir uns in die warmen Decken in unserem Zelt.
Tag 2:
Bateleur Tented Safari Lodge, Provinz Limpopo, Südafrika – Khama Rhino Sanctuary, Botswana – 328 km
Früh verlassen wir das Camp, wissen wir doch nicht, was uns bei unserem ersten Grenzübergang erwartet. Alles ist schneller abgehandelt als gedacht. Ausreise, Zoll, Einreise, Zoll, freundliche Grenzbeamte – schon geht es weiter.
Bald begegenen wir wilden afrikanischen Tieren, Eseln. Im Khama Rhino Sanctuary angekommen beziehen wir unsere Hütte. Heute haben wir ein richtiges Dach über dem Kopf, ein Strohdach. Sehr luftig ist es trotzdem, die Dachgibel sind mit einem Drahtgeflecht ausgefüllt.
Mit einer Karte vom Park in den Händen geht es los. Im eigenen Auto schleichen wir auf sandigen Pisten umher und halten mit dem Fernglas Ausschau nach Tieren. Esel haben wir schon gesehen, nun soll es ein bisschen wilder werden. Es dauert nicht lange und schon entdecken wir Warzenschweine. Auf den Knien hocken sie im Gras und fressen. Als wir näherkommen, sind sie schnell auf allen Vieren. Schwänzchen gerade in die Höhe und alle in einer Reihe verschwinden sie im Dickicht. Kudus, Impalas, Gnus, Springböcke, Zebras und Strauße alles vertreten. Und zu guter Letzt sehen wir auch noch Nashörner im Khama Rhino Sanctuary. Wir haben natürlich nichts anderes erwartet… Sollte doch in diesem Fall der Name Programm sein.
Zum Abschluß gibt es noch einen romantischen Sonnenuntergang mit rotglühender Sonne über dem botswanischen Busch. Den Abend lassen wir im Restaurant mit einem heimischen „Lion Lager“ Bier ausklingen.

Tag 3:
Khama Rhino Sanctuary, Botswana – Nata, Botswana – 398 km
Von der Fahrt durch die Makgadikgadi Pans hat man uns abgeraten. Hat es zuvor viel geregnet, ist eine Fahrt durch die Salzpfannen nicht ganz ungefährlich. Und ohne zweites Fahrzeug gleich noch gefährlicher. Also müssen wir heute noch einmal auf die Hauptstraße. Aber diese Hauptstraße birgt auch Überraschungen. Es liegen große Haufen auf der Straße, die eigentlich nur von Nashörnern oder Elefanten stammen können. Aber diese hier mitten auf der Hauptstraße? Wir sind uns unsicher, bekommen heute auch keine Antwort.
In Nata angekommen checken wir in der Northgate Lodge in der Mitte der Stadt ein. Im kleinen Garten lädt ein Pool zum Erfrischen ein.
Wir wollen aber zuvor die im Reiseführer so vogelreiche, besuchenswerte Nata Bird Sanctuary besuchen.
Mit unserem Auto fahren wir durch die flache Pfanne, immer weiter in die Ebene hinein. Wir sehen zwei Vögel… Unser Navigationssystem ist sichtlich verwirrt, zeigt es unser Auto doch mitten im Wasser an. Die Landschaft der Pfanne, an vielen Stellen auch salzig, ist sehr schön anzuschauen. Der Boden, oft komplett ausgetrocknet, zeigt Risse und die oberen Schichten wölben sich in die Höhe. Die Vogelvielfalt läßt zu wünschen übrig. Nach 45 Minuten erreichen wir Wasser. Und da sind sie – vier Pelikane beim Schwimmen. Etwas weit entfernt, aber immerhin mit dem Fernglas gut zu beobachten.
Sechs Vögel – wir haben genug gesehen. Wir machen uns auf den Rückweg. Unser Navigationssytem ist erleichtert, dass wir uns langsam wieder Richtung Hauptstraße bewegen und wir fahren wieder auf Wegen statt im Wasser. Dies zeigt uns allerdings, wie es hier wohl in der Regenzeit ausschaut. Am Ausgang erfahren wir noch, dass eben nicht zu jeder Jahreszeit die Vögel hier auch anzutreffen sind. Hätten wir das mal vorher gewußt.
Im Hotel angekommen, trauen wir unseren Augen nicht. Dort steht ein Motorrad mit Stuttgarter Nummernschild. Ein weiter Weg von Deutschland bis hierher. Später treffen wir Manfred. Er unternimmt öfter solche Extremtouren mit seiner Freundin, die gerade für zwei Wochen nach Deutschland geflogen ist. Wie vereinbart man solche Reisen mit dem Arbeitgeber? „Mein Chef ist da zum Glück sehr flexible und kennt mein Hobby“, bekommen wir als Antwort. Wir sitzen noch lange zusammen und Manfred erzählt von seinen Trips durch die Welt. Russland, Europa, Süd- und Nordamerika und nun Afrika.
Tag 4:
Nata, Botswana – Victoria Falls, Simbabwe – 318 km bis zur Grenze Kazungula und weitere 69 km bis Victoria Falls
Als wir aufbrechen steht das Motorrad noch vor unserer Tür. Wir wollen wieder früh los, weil heute erneut ein Grenzübergang ansteht. Man hat uns geraten, dort früh anzukommen, damit man vor den Massen aus- und einreisen kann.
Nur wenige Kilometer nach Nata liegen wieder diese verdächtigen, großen Haufen auf der Straße. Und schon Minuten später wissen wir, wer diese fallen läßt. Die Elefanten, die da einfach so links von der Hauptverkehrsstraße entlang schlendern. Wir befinden uns tief in Afrika und genießen es.
An der Grenze stoßen wir auf eine lange Schlange LKWs, glücklicherweise ist die Schlange der PKWs erheblich kürzer. Wieder freundliche Beamte, schnelle Ausreise, etwas längere Einreise. An den Schaltern stehen Computer zur Verfügung, diese werden aber nicht genutzt. Jeder Zettel wird mit der Hand ausgefüllt. Die Frage ist natürlich, ob es mit einem Computer schneller ginge? Wahrscheinlich nicht. Wir sind im Urlaub und haben es sowieso nicht eilig.
Direkt hinter der Grenze verlassen wir die Hauptstraße. Unser Ziel ist es ja, so viel wie möglich auf Nebenstraßen zu fahren. Bis jetzt waren wir da nicht so erfolgreich, aber das soll sich nun schlagartig ändern. Für unser Navigationssystem haben wir uns den Zusatz „Maps for Africa“ gekauft. Dieser zeigt uns jeden auch noch so kleinen Feldweg an.
Nun geht es auf einem einspurigen Waldweg immer paralel zum Sambesi Fluss. Leider ist der Wald so dicht, dass wir den Fluss nicht oft sehen. Wir finden wieder viele große Haufen auf dem Pfad, aber treffen keinen einzigen Elefanten auf den fast 60 Kilometern durch den Busch, geschweige denn andere Tiere.
In Victoria Falls angekommen beziehen wir unser Zimmer in der Ilala Lodge. An der Rezeption erkundigen wir uns nach einer Windschutzscheiben Reperatur. Durch einen Steinschlag ist heute ein kleines Loch entstanden, das sich zu einem Riss von etwa 35 cm Länge vergrößert hat, innerhalb weniger Stunden.
Kurze Zeit später sind zwei junge Männer mit einem Plastiktütchen voll „Werkzeug“ zur Stelle. Mit Kleber wird der Riss gefüllt, von innen leicht gegen die Scheibe gedrückt, so dass die Masse in den Spalt eindringen kann. Mit kleinen Klebestreifen wird der Riss von außen versiegelt. 20 Minuten warten und Klebestreifen wieder entfernen. Mit einer Rasierklinge wird der überschüssige Kleber abgescharbt und fertig ist die Scheibe. Unser Retter ist der festen Überzeugung, dass wir den ganzen Weg keine weiteren Probleme haben werden. Wir vertrauen ihm, bleibt uns ja auch nichts anderes übrig.
Endlich haben wir Zeit, zu den Wasserfällen zu spazieren. Überall im Ort knien die Warzenschweine und genießen die frisch bewässerten, grünen Grashalme. Wir laufen zum Victoria Falls Hotel. Von dort soll man einen schönen Blick auf die Eisenbahnbrücke nach Sambia und auf die Gischt der Fälle haben. Und tatsächlich, der Blick ist wunderschön und das Hotel auch.

Es ist 15.30 Uhr und die ersten Besucher lassen sich zum berühmten High Tea nieder. Bei dem Blick werden auch wir schwach und genießen schon bald Rooibos Tee und allerlei herzhafte und süße Leckereien. Unser erster High Tea, aber sicher nicht der letzte.
Wir schlendern durch den Park Richtung Hotel zurück. Der Weg ist uneben und mein Blick ist auf den Boden gerichtet, bis ein plötzlicher Warnruf mich stoppt. Ich halte inne und bin sicher, ich wäre mit gesengtem Kopf in die Elefantenherde gelaufen, die etwa 20 Meter von uns entfernt, den Weg kreuzt. Was für ein Schauspiel!
Für abends war eine Dampfzug Fahrt geplant, die aber leider mangels Teilnehmer abgesagt wurde. Nur zu gerne hätten wir einen Sundowner auf der alten Brücke nach Sambia eingenommen, mit Blick auf die Wasserfälle. Nicht dieses Mal, aber vielleicht beim nächsten Mal.
Tag 5:
Victoria Falls, Simbabwe
Wir öffnen die Gardinen von unserem Gartenblick-Zimmer und was sehen wir da? Ein großer Teil des drei Meter hohen Stahlzaunes liegt um. Eine Elefantenherde läßt sich ihren Weg nicht versperren. Da gibt es keine Umwege. Gerade aus und mittendurch. Jetzt tummeln sich Affen und Warzenschweine auf der Wiese. Der Vorfall ist offensichtlich reine Routine für die Hotelangestellten. Abends steht der Zaun wieder.

Wir laufen zum Victoria Falls Park, zahlen einen unverschämten Eintrittspreis, aber freuen uns, heute die Wassermassen ganz aus der Nähe sehen und fühlen zu können… David Livingstone war 1855 der erste Weiße, der die Fälle entdeckt hat. Sicherlich wurden damals am Eingang noch keine fast knöchellangen Plastiktüten-Regenmäntel verkauft. Wir haben vorsorglich schon unsere Regenjacken eingepackt und denken, wir sind vorbereitet. Erst begegnen wir David, der hier immer noch einen schönen Blick auf die Fälle hat und die Gischt täglich zu spüren bekommt. Dann kommen wir ganz nah an den Abgrund, wo das Wasser mit beeindruckendem Getöse über die Klippe fällt. Wir laufen zu den verschiedenen Aussichtspunkten, die so spannende Namen haben wie Horseshoe Falls, Rainbow Falls und Devils Cataract und uns immer wieder faszinierende Ausblicke auf die Fälle bieten. Der Weg führt durch ein urwaldähnliches Gelände. Zum Schluß erreicht man den Danger Point. Da überlegt man sich natürlich, ob man es wagen soll, diesen Weg zu gehen. Gefährlich war der Pfad nicht, aber nass. Und nass ist hier überhaupt kein Ausdruck dessen, wie nass man hier werden kann. Natürlich hängt das immer von den Wind- und Wasserverhältnissen ab. Ich kann nicht sagen, ob wir einen guten oder schlechten Tag erwischt haben, auf alle Fälle einen sehr spaßigen… Es sprizte so viel Gischt auf diesem Wege, dass die langen Plastiktüten-Regenmäntel sicher die bessere Wahl gewesen wären. Sozusagen geduscht und triefend nass haben wir dann die Aussicht auf die Eisenbahnbrücke aus dem Jahre 1905 genossen.
Auf dem Rückweg zum Hotel quitschen die mit Wasser gefüllten Wanderschuhe fröhlich vor sich hin. Der Besuch der Viktoria Fälle war jeden Cent wert.
Warm geduscht und getrocknet geht es dann auf Safari Tour in den Sambezi National Park. Einige Böckchen, viele Vögel und Elefanten kreuzen hier unseren Weg.
Mit einem kühlen „Zambezi-Lager“ Bier und dem Blick auf die Rauchsäulen der Fälle lassen wir die letzten erlebnisreichen Tage noch einmal revue passieren.
Tag 6:
Victoria Falls, Simbabwe – Hwange National Park – Ivory Lodge, Simbabwe – 232 km
Mit geflickter Scheibe und gefülltem Tank beginnt die Weiterfahrt Richtung Süden. Etwa 60 Kilometer nach Victoria Falls biegen wir auf eine Nebenstraße ab, Richtung Hwange National Park. Wir kommen an ein Gate und müssen uns registrieren lassen. Einige Zeit später erreichen wir Robins Camp. Ausgestorben und heruntergekommen fegt aber doch ein Einheimischer mit einem selbstgebastelten Besen den Parkplatz. In einem kleinen, einfachen Raum sitzt eine adrett gekleidete Dame. 45 USD müssen wir zahlen, um durch den Park zu fahren. Ein stolzer Preis für etwa 150 Kilometer. Ich will noch die Toiletten benutzen, bevor wir unsere Fahrt fortsetzen. Der Parkplatz-Feger im zerfetzten T-Shirt weist mir den Weg. Durch verlassene Unterkünfte gelangen wir an ein Haus, in dem die Waschräume für die einfachen Unterkünfte untergebracht sind. Alles wirkt sehr gespenstisch. Verwaisten Toitellen, Duschen und Badewannen, die ausschauen, als ob sie jahrelang nicht in Gebrauch waren. Wie sich schnell herausstellt, gibt es auch kein Wasser.
Obwohl die zwei Personen hier sehr nett und zuvorkommend sind, bin ich froh, dass wir weiterfahren.
Durch afrikanische Landschaft schleichen wir dahin. An einem Wasserloch sehen wir Nilpferde aus einem Beobachtungsstand. Wir begegenen mehreren Elefantenherden und auch wunderschönen Giraffen direkt neben und auf dem Weg. Für Ewigkeiten sind wir das einzige Auto. Dann fahren wir auf einen Picknickplatz und trauen unseren Augen kaum. Zwei weitere Autos parken hier und picknicken, zwei junge Männer bauen hier im Nirgendwo sogar ein Zelt auf. Sobald wir weiterfahren, ist es auch schon wieder vorbei mit der menschlichen Gesellschaft. Aber die Tiere bleiben unsere treuen Wegbegleiter.
Bei der Anfahrt zur heutigen Unterkunft steigt kurzfristig und schnell der Adrenalinspiegel. Wir biegen um eine Ecke und stehen direkt vor einer riesigen Büffelherde an einem Wasserloch. Nachdem wir uns wieder beruhigt haben, sehen wir auf der gegenüberliegenden Seite der Wasserstelle unsere Unterkunft mit direktem Blick auf dieses Naturschauspiel. Langsam fahren wir an der Herde vorbei. Und schon fünfzehn Minuten später sitzen wir auf unserer Terrasse, etwa 30 Meter von der Herde entfernt, sicherheitshalber durch einen kleinen Zaun von uns getrennt.
Unsere Unterkunft hat keine Glasfenster oder verschließbare Türen, dafür viel frische Luft und ein Moskitonetz über dem Bett. Auf Stelzen gebaut, bietet die Ivory Lodge ein wunderschönes Buscherlebnis.

Wir starten eine Tierbeobachtungsfahrt mit Fahrer und Führer und treffen schon nach wenigen Kilometern die bekannte Elefantenherde „Presidential Elephants“. Über 400 Elefanten, die im Großgebiet des Hwange National Parks leben, wurden 1990 von President Mugabe zur Presidenten Herde erklärt und sollten somit vor Keulung und Jagd geschützt werden. Dies sollte auch zeigen, dass Simbabwe verantwortungsbewußt mit seiner Tierwelt umgeht.
Ein afrikanischer, rotleuchtender Sonnenuntergang rundet diesen Tag noch ab. Am Lagerfeuer in der Dunkelheit genießen wir noch den Blick auf das beleuchtete Wasserloch und eine vorbeiziehende Elefantenfamilie.
Tag 7:
Hwange National Park, Simbabwe – Matopos Berge, Simbabwe – 272 km
Beim Frühstück gibt es spannende Geschichten. In der Hütte eines amerikanischen Pärchens wurde nachts eingebrochen. Soweit man von Einbruch sprechen kann, wenn es keine verglasten Fenster und verschließbare Türen gibt. Durch das Badfenster ist der Eindringling geklettert. Hat kräftig Unordnung verursacht, bevor er mit der Beute wieder floh. Die Kontaktlinsen waren Objekt der Begierde. Laut Mitarbeitern der Lodge soll es sich bei dem Dieb um ein Erdhörnchen oder eine Maus gehandelt habe. Auch ein kleiner Affe sei als Täter nicht auszuschließen. Das ist die afrikanische Wildnis, man muß mit Überraschungen rechnen.
On the road again…
Heute führt uns der Weg weiter nach Süden. Ziel ist der National Park Matopos Berge in der Nähe von Bulawayo. Wir fahren fast ausschließlich auf Nebenstraßen. Was hier bedeutet, dass sobald wir die Hauptstraße verlassen, die Teerschicht aufhört. Es wird steinig, manchmal sandig, auf alle Fälle immer interessant. Wir begegnen unzähligen Kühen und Eseln, dafür weniger Menschen. Wir kommen vorbei an vielen kleinen, einfachen, aber gepflegten Siedlungen mit Lehmhütten, von denen uns freundliche Menschen zuwinken und begeisterte Kinder uns rufend entgegenlaufen.
Plötzlich teilt sich der Weg. Ein Weg führt gerade aus und schaut so aus, als ob er zwar nicht regelmäßig, aber hin und wieder genutzt wird. Unser „Maps for Africa“ Navigationsgerät will rechts fahren. Dieser Pfad sieht doch sehr verwachsen aus, mit hohem Gras und Bäume, die schon weit in die Fahrspur hineinwachsen. Was nun? Bis jetzt konnten wir uns immer auf unser System verlassen, auch wenn es in Botswana meinte, wir fahren mitten im Wasser. Wir entscheiden uns für den verwachsenen Weg, da der andere erst gar nicht angezeigt wird und wir nicht wissen, wo wir enden würden.
Der Pfad ist anfänglich o.k., wird dann enger und unebener, viele dicke Steine, ausgewaschene Streckenabschnitte. Keine Kühe, keine Esel und keine Hütten. Aber plötzlich ein Mensch, ein junger Mann. Wir müssen so vorsichtig und langsam fahren, dass er zu Fuß fast ebenso schnell ist, wie wir in unserem Auto.
Und dann stehen wir vor einer Brücke, oder besser dem, was einmal eine Brücke war, eine recht imposante sogar. Diese führte über einen, zum Glück, ausgetrockneten weiten Fluß. Wir steigen aus, um die Situation zu begutachten. Der Fußgänger hat uns mittlerweile auch wieder erreicht. Bleibt stehen und schaut uns zu. Die Brücke ist komplett in sich zusammengefallen und selbst zu Fuß käme man nicht mehr hinüber. Links führt ein kleiner Weg steil ins trockene Flußbett hinunter und auf der anderen Seite wieder sehr steil hinauf. Den Weg müssen wir nehmen. Ich steige aus und laufe auf die andere Seite, eigentlich mit dem Gedanken Fotos zu machen. Allerdings finde ich die Situation doch recht aufregend und außer einem nichtssagenden Foto kommt von meiner Seite nichts dabei heraus. Der Fahrer und das Auto meistern die Situation perfekt und innerhalb weniger Sekunden ist unser Nissan xTrail auf der anderen Seite des Flusses, ohne Brücke. Erleichterung. Wahrscheinlich ist diese Stelle der Grund, weswegen der neue Weg angelegt wurde.
Ohne weitere Vorkommnisse, aber trotzdem weiter auf Nebenstraßen, kommen wir am frühen Nachmittag im Camp Amalinda in den Matopos Bergen an. Die Berge bestehen aus einer besonderen Ansammlung von riesigen, kahlen Granithügeln mit schwerem Geröll. Eine faszinierend schöne Landschaft.
„Die Unterkunft liegt versteckt und eingebettet in den Bergen“, so beschreibt es der Hotelprospekt. Billy, der Hotelmanager, führt uns über steinige Stufen weiter in die Berge hinein. Es geht ganz schön hinauf. Wir kommen am „Restaurant“ vorbei, das steil am Hang liegt, mit wunderschönem Blick, offen und ohne Wände. Die Bar liegt in einer Felsenhöhle und auch unser Zimmer gleicht einer Felsenhöhle. Das mit Kissen beladene Bett trohnt auf einer Steinempore. Ein großes Moskitonetz verwandelt es in ein königliches Himmelbett. Camp Amalinda hat neun individuell eingerichtete Zimmer, alle so versteckt, dass wir auf dem Weg von der Rezeption zu unserer „Höhle“ kein weiteres entdecken können. Wir sind die einzigen Gäste für die Nacht und haben die ganze Anlage für uns.
Am Nachmittag lädt uns Billy zu seinem täglichen Spaziergang auf einen der Granitberge ein. „So leitete ich jeden Tag meinen Feierabend ein“, gesteht er uns. Erst führt der Weg durch verwachsenes Untergestrüp. Dann gelangen wir auf eine Granitfläche und von dort an geht es auf dem kahlen Stein aufwärts. Die Ausblicke, besonders in dieser frühen Abendstimmung, sind berauschend. Und dann sind wir ganz oben auf dem Felsen angelangt. Wir werden mit einem wunderschönen Blick über das ganze Tal und unser Camp belohnt. Mit dem Fernglas sehen wir auf einer Wiese im Tal noch ganz besondere Tiere, eine Kreuzung zwischen Esel und Zebra, erklärt unser Feierabend-Führer.
Aus seinem Rucksack zaubert Billy Sundowner Erfrischungen. Und so gibt es hier oben, weit weg vom Sambesi Fluss, wieder „Zambezi-Lager“ Bier. Wir sitzen auf den Felsen und beobachten einen weiteren beeindruckenden, afrikanischen Sonnenuntergang. Nach einer kleinen Fotosession im Abendrot, machen wir uns auf den Rückweg. Die Landschaft ist in ein wunderschönes, Abendlicht getaucht.

Tag 8:
Matopos Berge, Simbabwe – Great Zimbabwe, Simbabwe – 405 km
Wir tanken noch einmal Diesel in Bulawayo und dann geht es heute auf der Hauptverkehrsstraße zu einem der Höhepunkte der Reise. Die Ruinen von Great Zimbabwe zählen zu den größten und ältesten Bauwerken Afrikas südlich der Sahara. Als erster weißer Entdecker gilt der Deutsche, Carl Mauch, der nach mehreren gescheiterten Versuchen 1871 endlich an sein langersehntes Ziel kam.

Auf einem Berg liegt die „Akropolis“, der Bergkomplex. Über enge Treppen, oft beidseitig gesäumt von hohen Felsen, wandelt man langsam hinauf. Es empfiehlt sich einen Führer vor Ort zu nehmen. Während dem Aufstieg versorgt dieser einen mit den geschichtlichen Hintergründen. Es gibt viele Theorien um den Sinn und Nutzen dieser etwa 40 ha großen Anlage. Bei solchen Mauerstärken war natürlich der Verdacht da, dass es sich um Wehranlagen handelte. Dies könnte man beim Besuch der Stätten auf dem Berg auch denken. Aber sobald man auf die Steinruinen im Tal schaut, weiß man, dass die Anlage wehrtechnisch nicht gut positioniert gewesen wäre. Alle Gebäude im Tal sind sehr gut von weiter Entfernung und allen umliegenden Bergen zu sehen. Die Mauern weisen keine Schießscharten auf und es gäbe auch nicht genügend Platz, um große Streitmächte unterzubringen. Also wurde diese Theorie verworfen.
Heute geht man davon aus, dass es sich um eine religiöse Einrichtung handelte. Man fand Monolithen, Türmchen und Plattformen, die Altaren ähnelten. Angaben über die damalige Bevölkerungszahl reichen von 1000 bis 10.000.
Die Ruinen im Tal sind sicher die bekanntesten und auch die beeindruckensten. In einer kreisförmigen Mauereinfriedung, mit bis zu 5,20 m dicken Wänden, sollen, laut unserer Führerin, neben religösen Zeremonien auch die jungen Frauen und Mädchen auf Ihre Aufgaben in der Ehe vorbereitet worden sein…
Man fragt sich natürlich, warum dafür solch imposante Mauern gebaut wurden und diese auch noch in einer doppelten Ausführung als Ringmauer, mit einer Höhe von bis zu 9,80 m?
Bei manchen Erläuterungen kommen sicherlich Zweifel auf, aber ohne Führer wäre der ganze Besuch nur halb so spannend.
Die Ruinen sind ein absolutes Muss, bei einem Simbabwe Besuch.
Zum Abendessen im Hotel rufen Trommelschläge.
Tag 9:
Great Zimbabwe, Simbabwe – Mutare, Simbabwe – 329 km
Wir verlassen diesen mystischen Ort und fahren weiter nach Osten in das Hochland an der Grenze zu Mosambik. Mutare ist unser heutiges Ziel. Die Gegend ist für Ihre grünen, üppigen Wälder und rauschenden Gebirgsbäche bekannt. Rauschend ist heut auch das Wetter. Es regnet ununterbrochen und die ganze Umgebung liegt in dichtem Nebel. Je weiter wir in die Berge kommen, desto ungemütlicher wird die Dunstglocke.
Als ein Muss auf dem Weg zu unserer heutigen Unterkunft, dem 5***** Leopard Rock Hotel, hat man uns Tony´s Coffee Shoppe empfohlen. Mit unwiderstehlichen, hausgemachten Kuchen und einer Kaffee- und Teeauswahl, die einzigartig ist. Und wahrhaftig, so ist es. Die Liste der Kaffee-, Kakao- und Teesorten ist unendlich, dementsprechend groß ist auch die Karte dazu.
Man sitzt im Wohnzimmer des Betreibers, zumindest fühlt man sich so. Durch eine Tür, schaut man in sein Schlafzimmer. Alles ist sehr stilvoll eingerichtet. Auch seine Toilette teilt der Besitzer mit den Besuchern – Rasierer, Nagelknipser und andere Utensilien sind Beweise dafür.
Der Kuchen ist sehr üppig, aber richtig gut und richtig teuer. Im Garten sind die Umbauarbeiten an einem Nachbargebäude im Gange. Dorthin wird in absehbarer Zeit der Coffee Shoppe umziehen und die Besucher werden dann nicht mehr die Toilette mit dem Besitzer teilen müssen.

Bei dem heutigen Nebel lohnt es sich nicht, einen der vielen, beschriebenen Aussichtspunkte anzusteuern. Außer dem dunstigen Grau würden wir nicht viel sehen. Also fahren wir direkt zum Hotel und finden eine große Baustelle. Dieser ehemalige Prachtbau wird gerade wieder auf Vordermann gebracht. Ein grelles Rosa ziert schon die Außenfassade. Im ganzen Haus sind nur etwa fünf Zimmer belegt. Wir beziehen eines der neu renovierten Zimmer, ganz alleine auf der dritten Etage. Schon irgendwie gespenstisch, um einen herum, nur offene Türen zu Baustellenzimmern.
Wir nutzen den Tag zum Auschlafen und wollen ein heißes Bad nehmen. Dazu müssen wir etwa drei Badewannenladungen kaltes Wasser weglaufen lassen, bevor wir warmes bekommen. Die Rezeption hat uns mehrmals versichert, dass das der einzige Weg ist, um warm zu duschen oder zu baden. All das sind wohl Zeichen dafür, dass der Tourismus in Simbabwe lange Jahre stark rückläufig bis überhaupt nicht existent war. Langsam kommt alles wieder in Schwung, deshalb auch die „Auf- und Umbauarbeiten“.
Zum Abendessen wird es dann richtig romantisch. Es gibt keinen Strom. Vor dem Restaurant ist ein kleines Kaminzimmer. Dort lodert das Feuer warm und hell bei Kerzenschein. Der Generator geht an und wieder aus. Irgendwie stört es die Stimmung überhaupt nicht. Es ist gemütlich, romantisch und man fühlt sich einfach wie im tiefsten Afrika, wo man nicht die Perfektion eines deutschen 5***** Hotels erwarten kann.
Schlußendlich kommt der Strom wieder und wir können ein wirkliches 5***** Abendessen genießen, mit sehr freundlichen und zuvorkommenden Kellnern. Es muß schon Gründe dafür gegeben haben, dass in früheren Glanzzeiten sogar die Queen und Lady Di hier im Leopard Rock abgestiegen sind. Dies ist sicher auch eine der wenigen Unterkünfte dieser Kategorie, in der man die Rechnung (noch) nicht mit einer Kreditkarte begleichen kann.
Tag 10:
Mutare, Simbabwe – Gorongosa National Park, Mosamibik – 267 km
Aufbruch in ein neues Land. Noch einmal tanken in Mutare und ja, es gibt schon wieder Diesel und damit haben wir den angeblich kritischen Teil der Reise ganz ohne Tankprobleme hinter uns gebracht. Auch die geflickte Scheibe hält.
Der heutige Grenzübergang verläuft wieder reibungslos. Die Grenzbeamten wollen zwar einen Blick in unser Auto werfen, aber nach einer kurzen Prüfung ist alles abgestempelt und es kann weiter gehen. Eine vorgeschriebene Kfz-Haftpflichtversicherung haben wir schon vor Abreise in Südafrika abgeschlossen.
Schlagartig ändern sich die Eindrücke. Wir sind in einem anderen Land angekommen. In Simbabwe auf dem Land gibt es Lehmhütten, meist mit Strohdächern, alles sehr einfach, aber äußerst gepflegt. Mosambik kommt uns auf den ersten Blick nun dreckiger und unaufgeräumter vor. Die Behausungen sind einfacher und mit gemischten Materialien zusammengestückelt. Viel mehr Menschen laufen hier entlang der Hauptstraßen.
Unser Ziel heute ist der Gorongosa National Park. In den Bürgerkriegsjahren Mosambiks, die bis 1992 andauerten, hatte die Renamo im Park ihr Hauptquatier eingerichtet. Es dauerte bis 1998 bis das Gebiet des National Parks als entmint betrachtet werden konnte. Erst 2008 wurde der Park wieder für den Tourismus geöffnet. Er gleicht einem Urwald. Hier auf eigene Faust Tiere zu sehen, ist fast unmöglich. Der Pfad durch den Park ist frei, aber rechts und linkes des Weges kann man oft keine fünf Meter weit in den Busch schauen, alles ist verwuchert. Ein paar Affen kreuzen den Weg, aber sonst begegenen wir keinem Tier.
Am Camp angekommen beziehen wir unsere Hütte, die einfach, aber schön und sauber eingerichtet ist. Leider verpassen wir die Wildbeobachtungsfahrt. Diese startet um 14 Uhr. Wir sind im 14.10 Uhr im Camp und damit zu spät. So haben wir ungewollt einen weiteren Schlaf- und Erholnachmittag. Es ist nicht erlaubt mit dem eigenen Fahrzeug auf Erkundungsfahrt zu gehen, angeblich wegen der Wetterbedingungen, aber natürlich fragt man sich, ob es eventuell auch noch wegen der Minengefahr ist… Sicher hätte sich eine geführte Erkundungsfahrt in diesem Gebiet sehr gelohnt, da alles sehr unberüht ausschaut und auch ein Besuch von Wasserfällen auf dem Programm gestanden hätte. Das nächste Mal.
Tag 11:
Gorongosa Nationalpark, Mosambik – Vilanculous, Mozambik – 419 km
Erholt geht es Richtung Küste. Wir werden heute das Meer sehen, den Indischen Ozean.
Doch bevor wir dahin gelangen, sehen wir weitere unzählige Menschen entlang den Straßen. Meist Frauen, die alles Erdenkliche auf dem Kopf transportieren: Brennholz, Eimer, Kanister, Körbe, Bündel – alles was man sich vorstellen kann oder auch nicht, wird hier auf diese Art und Weise transportiert. Und nicht nur die Last auf dem Kopf wird getragen, oft haben die Frauen noch Kinder auf den Rücken gebunden, Taschen, Eimer, Kanister oder Bündel in den Händen.

Entlang der Straße werden die unterschiedlichsten Waren zum Kauf angeboten, wie Obst und Gemüse, Kohlen und Holz.
Wir könnten stundenlang weiterfahren und all die Begebenheit entlang der Straße beobachten. Aber wir kommen dann doch in unserem herrlichen Hotel am Strand an. Das Casa Rex liegt leicht erhöht, mit wunderschönem Ausblick auf das leuchtend türkisblaue Meer. Bis unser Zimmer fertig ist, genießen wir frischen Fisch zum Mittag, mit Meerblick. Wir schlendern über Holztreppen hinunter zum Strand. Ebbe. Die bunten Fischerboote liegen im Trockenen was ein wunderschönes Bild gibt. Die Anker ruhen auf dem trockenen Sand und haben nun ein paar Stunden frei, bis die Flut wieder kommt.
Frauen mit Eimern suchen nach kleinen Krabben. Wir spazieren im seichten Wasser die Küste entlang.
Tag 12:
Vilanculous, Mosambik – 0 km
Eigentlich war heute ein Bootsausflug zum Bazaruto Archipel geplant. Wir sind allerdings überhaupt nicht in der Stimmung mit den unterschiedlichsten Menschen auf ein Boot geferchten den Tag zu verbringen. Wir haben so viel Einsamkeit die letzten Tage im Busch Afrikas genossen und schätzen gelernt, dass wir heute lieber an Land bleiben. Und das Land hat sich heute Morgen zum Frühstück schon als sehr interessant erwiesen. Eine wunderschöne, wundergroße Spinne zierte ein enormes Spinnennetz neben unserem Tisch. Die Kellner kennen die Spinnenart, aber keiner weiß, wie sie heißt. Schade. Wir hätten unseren Tischnachbarn gerne beim Namen genannt.
Heute laufen wir entlang der Küste in Richtung Ortskern von Vilanculous. Wieder liegen die Schiffe auf dem Trockenen. Im Hafen herrscht trotzdem reger Verkehr, muß doch der Fischfang der Nacht gesäubert und verkauft werden.
Nach fast fünf Stunden sind wir zurück im Hotel und lassen den Nachmittag mit Blick auf die Bucht am Pool ausklingen. Das waren heute 0 km mit dem Auto, aber einige Kilometer zu Fuß.

Tag 13:
Vilanculous, Mosambik – Inhambane, Mosambik – 232 km
Weiter geht es auf den interessanten Straßen Mosambiks. Heute soll der schlimmste Straßenteil kommen. Uns wurden mehr Schlaglöcher als Teer vorausgesagt. Erstmal verläuft alles gut. Wir erfreuen uns wieder an all den Menschen, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs sind. Das Warenangebot entlang des Weges hat sich geändert. Es sind nun Peri-Peri Soßen, Reet für die Dächer und Nüssen im Angebot. Uns wundert es, dass es kilometerweit immer nur einen Artikel im Angebot gibt und diesen wieder und wieder… Aber es muß funktionieren.
Und dann plötzlich kommt die Überraschung oder besser, das, wovor wir so eindringlich gewarnt wurden. Schlaglöcher, die auf Englisch Potholes genannt werden. Selbst unser Navigationssystem zeigt nun bei der Straßenbennenung in Klammern die Ergänzung (potholed) an.
Wir, wie all die anderen auch, versuchen auszuweichen. Das Tempo wird drastisch reduziert. Man beachtet nicht mehr, ob man auf der richtigen Straßenseite fährt oder nicht, man versucht nur noch den Schlaglöchern und irgendwie dem Gegenverkehr auszuweichen. Die Situation wird immer schlimmer. Aber plötzlich der Wandel. Alle Auto- und Lastwagenfahrer weichen auf den unbefestigten Seitenstreifen aus, der in einem erheblich besseren Zustand ist als die Fahrbahn. Alle Fußgänger und Fahrradfahrer befinden sich nun auf der „potholed“ Straße. So kommen wir alle wieder schneller voran.

Am frühen Nachmittag erreichen wir Inhambana und unser Barra Resort. Wir wohnen in einer kleinen Hütte, deren Wände aus dicht geflochtenem Strohmaterial bestehen. Am unendlich weiten und breiten Sandstrand stehen Liegen zur Verfügung und eine rustikale Bar mit Holzterrasse, beides mit Meerblick. Mit der Ruhe ist es vorbei. Ein große Gruppe Jugendlicher verbringt hier ihre Ferien. Action ist angesagt. Was sich alles viel extremer anfühlt, weil wir dreizehn Tage in einer so einsamen, ruhigen Welt unterwegs waren, dass wir uns erst wieder an die Lebhaftigkeit des Alltags gewöhnen müssen.
Zum Sonnenuntergang sind die Jugendlichen verschwunden und wir können hier am Meer eine romantische, ruhige Stunde verbringen. Zum Abendessen sind alle wieder eingetrudelt.
Tag 14:
Inhambane, Mosambik – 0 km
Wenn wir schon wieder mitten im Leben sind, dann so richtig. Wir haben eine Quadtour gebucht.
Zwei Stunden erkunden wir mit unserem eigenen Guide die Umgebung. Er zeigt uns, wo er wohnt, wir trinken bei seinem Schwager einen ganz besonderen, hausgebrannten Schnaps, der uns fast aus den Schuhen haut, wir besuchen einen Leuchtturm, lernen wie Cashew Nüsse wachsen, sehen ein Sklavendenkmal und vieles mehr.
Es sind herrliche Stunden, die zwar auch recht laut sind, aber doch wieder idyllisch, weil wir in so einsamen Ecken unterwegs sind. Sandverstaubt kommen wir wieder im Hotel an und müssen uns erst einmal den Dreck der letzten zwei Stunden herrunter waschen.
Wir wagen es wieder an den Strand und siehe da, die Gruppe ist abgereist und es herrscht absolute Ruhe. Welch ein Traum, dass wir unseren letzten Strandtag noch so idyllisch ausklingen lassen können.
Bei einem vorzüglichen Drei-Gänge-Menü mit einem Gitarrenspieler geht unser letzter Tag am Meer zu Ende. Von all dem Trubel, der tags zuvor noch hier herrschte, sind zwei Pärchen übriggeblieben. Es ist wieder so ruhig wie all die zwei Wochen zuvor.
Tag 15:
Inhambane, Mosambik – Xai Xai, Mosambik – 403 km
On the road again… Die Schlagloch-Straße verwandelt sich nun in eine Baustellen-Straße. Stundenlang suchen wir unseren Weg durch das unwegsame Baustellengelände. Immerhin besteht hier Hoffnung, dass es bald besser sein wird.
Bei unserem nächsten Ziel, Xai-Xai, sind wir uns nicht sicher, was uns erwartet. Kein Reiseführer gibt wirklich gute Auskunft und es war sehr schwierig im Voraus eine Unterkunft zu finden und zu buchen. Nur auf Empfehlung haben wir die „Honey Pots“ gefunden. Kleine Holzhütten auf dem Gelände eines Sägewerkes.
Zuerst einmal wollen wir allerdings den Strand von Xai-Xai erkunden, weil es uns schon wundert, dass ein Ort mit Strand einfach keine Unterkünfte anbieten soll.
Und da ist er, der Strand. Sicher mal ein Schmuckstück, aber heute heruntergekommen. So weit wir auch fahren, Hotelruinen zieren das Ufer. Schnell wird uns klar, dass hier wirklich keine Übernachtungsmöglichkeiten angeboten werden. Auswirkungen des Bürgerkrieges. Man kann noch gut erkennen, dass es sich früher um einen schönen, kleinen Küstenort gehandelt hat, aber hier ist noch viel Aufbauarbeit zu leisten.
Also bleiben wir bei unseren „Honey Pots“. Außer uns ist hier noch eine südafrikanische Familie, die ebenfalls gerade aus Inhambane kommt. Wir sind die einzigen Gäste. Belagern gemeinsam die Bar, wenn man diese offene Holzterrasse so bezeichnen kann. Essen gibt es nicht und Kochen wollen wir auch nicht, also bestellen wir bei dem einzigen Lieferservice im Ort Hühnchenschnitzel.
Es wird ein lustiger Abend mit unerwarteten sehr netten Gesprächen.
Als wir von unserem geplanten Weg zurück nach Südafrika erzählen, fernab der Hauptstraßen, weist uns die Familie darauf hin, dass wir dort angeblich eine Eisenbahnbrücke nutzen müssen, um über einen Fluss zu gelangen. Das macht uns etwas stutzig und wir bekommen schon Zweifel, ob wir unser letztes geplantes off-road Stück doch noch aufgeben sollten.
Aber nein, wir sind so weit gekommen, dann schaffen wir das auch noch.
Tag 16:
Xai-Xai, Mosambik – Johannesburg, Südafrika – 658 km
Also geht es am nächsten Morgen los, rein ins Abenteuer. Unsere Karte zeigt schon kilometerweit Schotterpisten an, aber die Straße ist alles andere als Schotter. Bester Teerbelag, wie wir ihn seit Tagen nicht gesehen haben. Stundenlang fahren wir durch Zuckerrohrfelder. Und dann steht die große Zuckerfabrik Hulett vor uns. Auch danach bleibt die Straße in gutem Zustand und wir wundern uns schon, ob wir irgendwo einen Abzweig verpaßt haben. Aber wir werden nicht enttäuscht. Ein paar weitere Kilometer und der Teer endet. Endlich!
Vorbei geht es an kleinen Ansiedlungen und alten gemauerten Ruinen. Die besagte Eisenbahnbrücke haben wir entweder verpaßt oder es gibt sie nicht. Alles verläuft reibungslos und schon bald kommen wir an die südafrikanische Grenze. Die Ersatzkanister immer noch gefüllt im Kofferraum und die Ersatzreifen unbenutzt. Auf der N4 lassen wir den Krüger National Park rechts von uns liegen. Es geht immer weiter nach Westen, Richtung Johannesburg.
Tanken ist ein letztes Mal angesagt. Diesmal füllen wir auf dem Parkplatz unsere ganzen Reserven aus den Ersatzkanistern in den Tank. Diese waren treue Begleiter auf unserer großen, besonderen Afrika Tour. Wir würden sie jederzeit wieder mitnehmen, nur um dieses gute Gefühl der Sicherheit zu haben.
Gefahrene Kilometer ohne besondere Vorkommnisse, aber mit unbeschreiblichen Eindrücken des afrikanischen Kontinents: 4772 km
Erinnerungen an das Jahr 2010.
Mehr Fotos dazu die nächsten Tage auf instagram
Ich habe hierzu auch ein kleines Buch erstellt:
Es gibt auch ein Coffee-Table Book „Entlang der Straßen Mosambiks“
3 Gedanken zu “Afrika – 16 Tage, 4 Länder”