Kopenhagen für ein Wochenende

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Novemberausflug mit meiner ältesten Freundin. Früher schoben wir zwei unseren Kinderwagen zusammen durch das hessische Hinterland, jetzt ziehen wir unsere Koffer gemeinsam Richtung Bahn, die uns in die Stadt zu unserem Hotel bringen wird. Wir machen einen Mädels Ausflug. An einem Wochenende im November fliegen wir von zwei unterschiedlichen deutschen Flughäfen in die Hauptstadt Dänemarks, Kopenhagen. In meinen drei Jahren in Milwaukee, USA, war eine meiner besten Freundinnen Dänin. Ich habe damals viele ihrer wirklich offenen, netten Familienmitglieder kennengelernt, schon einiges über Sitten und Gebräuche erfahren – u.a., dass die Dänen gerne Smørrebrød essen, eigentlich nur ein Butterbrot, aber daraus wurde schon in Milwaukee ein Hype gemacht. Ich freute mich also sehr darauf, dieses Land, besser diese Stadt, dessen Menschen ich schon lieben gelernt hatte, kennenzulernen.

Die Lage unseres Hotels direkt am Rathausplatz, in der Nähe des Tivoli ist perfekt für unser Erkundungswochenende. Ebenfalls toll, der Empfang des netten Rezeptionisten und der direkte Hinweis auf die Bar neben der Rezeption, an der wir uns jederzeit kostenlos unsere Wasserflaschen auffüllen lassen können. Ein einfaches und kleines Extra, aber in einer doch recht teuren Stadt – Gold (Geld) wert.

Nur kurz Koffer ins Zimmer und dann los. Erstes Carlsberg Bier zum Mittagessen serviert von einer gutgelaunten Bedienung im Zalt. Erste Überraschung, die doch erstaunlichen Preise vor Ort. Aber das trübt unsere Stimmung kein bisschen, genauso wenig wie das trübe, kühle Wetter. Wir lassen uns einfach ohne Ziel durch die Gassen treiben, die Stadt auf uns wirken, ohne Ziel und ohne Plan. Immer wieder kommen wir zum Wasser, überqueren Brücken jeder Größe, bestaunen bunte Schiffe und machen viel zu viele Fotos von denselben. Immer wieder stoßen wir auf Plätze mit kleinen Weihnachtsmärkten und immer wieder gönnen wir uns einen Glühwein, um uns auch von innen zu wärmen. Die Mützen unserer Jacken tief ins Gesicht gezogen, denn es weht ein wirklich kalter, feuchter Wind. Am Nachmittag wollen wir eigentlich noch den Weg zur Kleinen Meerjungfrau finden. Vorbei an der beeindruckenden Frederiks Kirche und am Design Museum laufen wir Richtung Kastell und stoßen wieder auf Wasser. Nicht mehr weit bis zur Meerjungfrau. Aber kurz zuvor stoßen wir auf etwas, das uns magisch anzieht. Toldboden.

Wir verlieben uns sofort in diese Location. Untergebracht in einer alten Industriehalle mit Blick aufs Wasser im Bezirk Nordre Toldbod. Kuschelig warm, sitzen wir auf Kunstfellen an langen Tischen auf rustikalen Holzbänken. Die Tische mit Kerzenlicht geschmückt. Es ist einfach ein wunderschöner Ort. Somit verweilen wir auch spontan viel länger als geplant, genießen köstliches Essen und den ein oder anderen Drink. Aber geplant hatten wir ja eigentlich nur, dass wir Zeit miteinander verbringen wollen… Die bronzene Meerjungfrau sitzt seit 1913 auf ihrem Stein und wird auch morgen noch dort sitzen. Wobei das ja nicht ganz stimmt. Das Original wird angeblich an einem geheimen Ort aufbewahrt. Hier sitzt eine Kopie des Entwurfes, aber auch die sitzt seit 1913 dort.

Durch windige Gassen schlendern wir zurück zum Hotel.

Den nächsten Morgen starten wir mit der Hop-on Hop-off Bustour. Aus der Bustour wird sehr schnell eine Bootsfahrt, im Ticketpreis inklusive. Diese wird leider der totale Reinfall, denn da es draußen kontinuierlich regnet, bringen die vielen Menschen, die sich ins Trockene des Bootes flüchten, so viel Feuchtigkeit mit hinein, dass die Fenster und das Glasdach komplett beschlagen und wir wirklich nichts mehr von Kopenhagen sehen können. Wir machen das Beste daraus. Etwa eine Stunde lang quatschen wir, lachen uns schlapp über die skurrile Situation, lauschen schon gar nicht mehr den Erzählungen über die Lautsprecher, die wir sowieso nicht mehr verstehen können, denn das ganze Boot ist in großes Geschnatter verfallen. Wir verlassen nur einmal unseren Sitzplatz und wagen uns für ein paar Minuten in die nasse Kälte am Heck des Schiffes. Irgendwie war es dann doch ein lustiges Erlebnis, aber nicht empfehlenswert. Ziemlich lange warten wir auf den nächsten Tourbus. Nächster Ausstieg für uns: die Ice-Bar. Obwohl die Temperaturen eh schon sehr kühl sind, es leicht nieselt, wagen wir es. Am Eingang lassen wir uns zusätzlich zu unseren Winterjacken auch noch in Spezial-Capes packen und dann geht es durch eine Kälteschleuse in die Bar aus Eis. Wie kleine Kinder freuen wir uns über das Erlebnis – alles aus EIS. Tische, Bänke, Wände, Theke… wieder entstehen viel zu viele Fotos, weil wir so begeistert sind. Aber nach gut 40 Minuten dringt die Kälte dann auch durch das Cape und die Winterjacke an den Körper. Zeit, uns wieder auf den Weg zu machen. Nicht weit entfernt finden wir ein nettes Eck-Café mit einem Tisch am Fenster. „Det Elektriske Hjørne“ – die elektrische Ecke. Zwei heiße, köstliche Kaffees bringen die innere Wärme zurück. Das Leben pulsiert hier bereits am frühen Nachmittag und fast fällt es uns schwer, weiter auf Erkundungstour zu gehen.

Nächstes Ziel sind die wundervollen Gärten des Schloss Rosenborg. Natürlich fehlt hier im November die bunte Blütenpracht, aber auch der graue Himmel mit der beeindruckenden, grünen Hecken-Schnittkunst sind sehenswert. Die Kronjuwelen, die wir Schoss bei einer Führung besichtigen könnten, müssen auf einen nächsten Besuch von uns warten. Wir wollen noch die Wachablösung im Hofe des Schlosses Amalienborg sehen. Da wir etwas früh dran sind und beide wasserverliebt, machen wir noch einen kurzen Abstecher durch den Amalienhaven, einen kleinen Park nicht weit vom Schloss entfernt, ans Ufer. Und wie es der Zufall so will, steht eine hübsche, blaue Ape mit Aufschrift Kaffe-Drønet dort und wartet auf uns. Unsere kalten Füße geben uns eindeutig zu verstehen, dass wir ein heißes Getränk dringend benötigen, um den Marsch der Garde zu verfolgen.

Und dann marschieren sie nach langem Warten endlich. Viele Schaulustige drängen sich auf den Platz, laute Befehle schallen immer mal wieder über den Platz, Stiefelgeklapper, WachHerren mit überdimensionalen PuschelHüten wechseln Positionen… Aber mal ehrlich, es gibt Spannenderes.

Körper und Geist absolut unter Kontrolle schaffen wir heute den Weg vorbei am Toldboden, dem Zollhaus, Richtung Meerjungfrau. Auch hier, viele Menschen und die Frau viel kleiner, als ich erwartet hatte. Aber gut, es heißt ja auch die KLEINE Meerjungfrau. Wir versuchen ein paar Fotos ohne die Menschenmassen zu ergattern. Einige Asiaten klettern fast rüber auf den Felsen, immer der Gefahr ausgesetzt, entweder in das eiskalte Wasser zu fallen oder zumindest nasse Füße zu bekommen. Zu viel Trubel hier, weiter geht´s. Wir wollen nämlich noch das Kastell erkunden. Die Zitadelle stammt aus dem 17. Jahrhundert und auf den Hügeln weht leider der Wind mit gefühlt 17 Knoten. Die Kälte drängt schon ganz bald durch unsere dicken Winterjacken und Schuhe, aber es geht nicht mehr. Zu kalt die frische Brise. Und ganz ohne können wir heute doch nicht… Toldboden ist so nah und lockt uns wieder. Nur kurz aufwärmen, stärken und dann aber wirklich weiter. Aber nein, auch heute bleiben wir einfach sitzen, lassen den Abend ausklingen und genießen. Es ist schließlich unser letzter Abend.

Wir haben so viele tolle Eindrücke gesammelt, eine wunderschöne gemeinsame Zeit erlebt, einige Gelegenheiten für wirklich längst überfällige Gespräche gefunden und leider vergessen, Smørrebrød zu essen. Das bedeutet wohl, ich muss noch einmal wiederkommen.

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