Aufzeichnungen einer Reise im Jahre 2002. Und in nur wenigen Tagen geht es erneut auf einen Roadtrip durch Portugal. 2,5 Wochen, 13 verschiedene Unterkünfte liegen vor uns. Wir freuen uns – so wie damals.
In Erinnerungen schwelgen: Bei diesem Regenwetter Anfang März habe ich eigentlich nur noch auf den Frühling gewartet, daß die Sonne wieder vom Himmel lacht und meine Laune hebt. Da war der Gedanke nach Urlaub gar nicht so fern. Und dann dieses Angebot für Portugal, Algarve zu diesem Preis, da mußten wir natürlich nicht lange überlegen.
Einfach nur mit dem Auto durch den Frühling düsen und an sonnigen Plätzen mal ein oder zwei Cappuccino genießen. Das kann man sich eingehen lassen.
Also rein in den Flieger bei Regenwetter und raus in den Sonnenschein.
Mietwagen gleich ab Flughafen. Das Wetter ist schließlich noch nicht so sicher, daß wir eine Woche am Strand liegen wollen oder können. Außerdem möchten wir jetzt nach den langen Winterabenden auf der Couch bei Tee endlich raus an die frische Luft, auf Tour und etwas erleben…
Nach Bezug unseres Appartements lassen wir den ersten Tag mit einem Kaffee und einem guten Buch auf dem Balkon ausklingen. Immer mit der Nase Richtung Sonne.
Aber heute geht es ab ins Auto und raus in die Berge.
Wir sind in der Algarve, ganz im Süden Portugals und eigentlich nur ein kleiner Teil des Landes, aber sehr interessant. Die Mauren nannten diesen Fleck Al-Gharb (der Westen), weil diese Provinz eindeutig im äußersten Westen ihres Reiches lag. Für uns heute einfach nur der Süden mit viel Sonne, die wir jetzt genießen werden.
Unsere erste Tour führt uns Richtung spanische Grenze. Den ersten Stop legen wir in Castro Marim ein. Der wirklich kleine Ort wird von zwei großen Burgen beherrscht. Wir sind ganz alleine in den Ruinen und können in aller Ruhe diesen herrlichen Ausblick genießen. Vor den Toren Castro Marims glitzert die Sonne in den unzähligen Salzseen, die sich bis zur spanischen Grenze zu ziehen scheinen. Am Horizont sehen wir eine große Hängebrücke, die Portugal mit dem Nachbarland verbindet und bei dieser altertümlichen Stimmung eigentlich so gar nicht ins Bild paßt. Unter uns auf einem kleinen Dorfplatz können wir das Waschhaus des Ortes sehen, wo die Frauen des Dorfes zusammenkommen und die bunte Wäsche zum Trocknen in der Sonne hängt.
Das ist genau diese Art von Urlaub, die wir uns erhofft hatten, überall noch Ruhe und wenig Touristen. Sind wir ja selber…
Auf geht’s mit unserem kleinen Flitzer immer am Grenzfluß Guadiana entlang ins Landesinnere. Nie hätten wir uns diese Landschaft so saftig grün vorgestellt. Vielleicht liegt es auch an dem enormen Gewitter, das uns in der letzten Nacht lange wachgehalten hat.
Über einen kleinen Abstecher von unserer Route gelangen wir nach Mértola. Nächster Ort, nächste Burg. Mertóla liegt zwischen zwei Flüssen, was natürlich wieder von oben einen schönen Ausblick bietet. Auch hier ist wieder kaum jemand außer uns und dem Kassierer. Bei ihm zahlen wir unseren Eintritt, damit wir noch den Aussichtsturm besteigen dürfen. Er versucht uns noch zu erklären, was wir mit unserem gezahlten Eintritt zusätzlich im Ort besuchen können. Nett von ihm, aber leider können wir kein Wort Portugiesisch und er kein Wort in irgendeiner anderen Sprache. Er ist super bemüht und versucht es immer wieder.
Beim Abstieg von der Burg holt uns der Regen von der letzten Nacht ein, so daß wir nur noch durch den Ort eilen bis zum nächsten Café, in dem wir die einzigen Ausländer sind. Wir lassen uns den Cappuccino schmecken und erfreuen uns an diesem Sonntag an der Lebensfreude der Portugiesen, die egal welchen Alters alle in diesem einen Café versammelt scheinen.
Auf dem Weg zum Auto leuchten uns dann schon wieder die reifen Orangen in ihren kräftigen Farben entgegen, angestrahlt von der Sonne.
Ab jetzt werden die Straßen noch einsamer und einspurig. Rechts und links von uns liegen weite grüne Wiesen und plötzlich stehen wir mitten in einer Schafherde, die langsam die Straßenseite wechselt und wir kommen uns vor, als ob die Zeit stillsteht.
Kilometer später erwartet uns die nächste Überraschung. Damit hätte ich überhaupt nicht gerechnet: Ein großer Baum in dem vier Storchenpaare ihre Nester gebaut haben. Da bleiben wir natürlich erst einmal stehen und müssen dieses Naturschauspiel eine Weile beobachten. Wann hat man schon die Gelegenheit, gleich so viele Störche auf einmal zu sehen.
Den Abend lassen wir in einem netten Fischrestaurant irgendwo an der Küste ausklingen.
Nach einer weiteren Nacht mit Gewitter und Hagel und dementsprechend wieder wenig Schlaf starten wir am nächsten Tag in die andere Richtung. Nach den ganz östlichen zurückgelegten Metern von Portugal, wollen wir heute auf der Autobahn in den äußersten Westen des europäischen Festlandes. Bevor wir den Ausblick in Sao Vicente genießen, machen wir einen Abstecher nach Sagres. Die Beschreibung des Reiseführers hört sich vielversprechend an: „Auf den Spuren der Seefahrer.“ Der erste Eindruck, diese riesige strahlend weiße Festung, die da vor uns liegt, ist es auch: beeindruckend. Aber es ist wie der Eintritt hinter eine Fassade. Auf einem riesigen Areal steht eine Kapelle, ein anderes altes Haus, ein paar Kanonen, ein nicht gerade hübscher Leuchtturm. O.k., wir werden eine Runde über dieses steinige Stückchen Land wandern, den Wind durch unsere Haare wehen lassen und uns einfach an dem gigantischen Ausblick auf den westlichsten Zipfel, Kap Sao Vicente, erfreuen.
Viel mehr begeistert uns dann auf der Fahrt weiter die (heute: ehemalige) Pousada „Fortaleza do Beliche“. Von außen wirkt sie wie eine weitere Festung. Nur eine Mauer aus rauhem Naturstein mit einem kleinen Durchgang Richtung Meer. In dem schönen Garten mit Blick aufs Meer und einer kleinen Kapelle genießen wir die Mittagssonne und unseren Cappuccino. Nur vier Zimmer gibt es in dieser Pousada. Die Pousadas Historicas (die mir lieber sind) sind staatlich geführte Gasthäuser, die in alten Schlössern, Klöstern oder Burgen untergebracht sind. Einfach zum Träumen, mit extra viel Flair. Außerdem gibt es noch die neu gebauten Pousadas (Pousadas Regionais) die durch ihre Lage z. B. in Naturschutzgebieten auffallen.
Über kleine Küstenstraßen, mit einsamen weiten, weißen Dünenstränden, wie ich sie mir nie an der Algarve vorgestellt hätte, kommen wir über die Autobahn zurück zu unserem Appartement.
Nach der ersten ruhigen Nacht und einem köstlichen Frühstück, geht es heute wieder ganz nach Osten. Es steht die Grenzstadt Vila Real de Sto. António auf dem Programm. Laut unserem Reiseführer, eine Stadt, in die man zum Einkaufen fahren sollte. So wie es angeblich auch sehr viele Spanier machen, die extra mit der Fähre übersetzen, weil das Angebot so reichhaltig und günstig ist. Wir wissen ja, daß noch keine Saison ist, aber wo sollen diese Läden sein. In den Läden, an denen wir vorbeischlendern, ist nichts, was einen wirklich begeistern könnte. Die Mode scheint veraltet und Anglerzubehör benötigen wir nicht. Genauso wollten wir unseren Hausstand nicht mit altmodischen Handtüchern, Tischdecken oder netten Kaffeetassensets auffüllen. Da gesellen wir uns doch lieber auf dem großen, schönen Marktplatz zu den Rentnern und genießen mal wieder den blauen Himmel und das Leben, bei einem Cappuccino.
Was uns später viel mehr interessiert, als wir endlich diese uninteressante Einkaufsstraße verlassen haben und Richtung Hafen schlendern, sind die wenigen Fischerboote die gerade anlegen. Über den stillgelegten Bahnhof gelangen wir in eine Ecke, in die sich wahrscheinlich kaum ein Tourist verirrt. Wir können so ungestört den Fischern bei der Arbeit zuschauen. Der Ausflug hat sich allein deshalb schon wieder gelohnt.
Auf dem Rückweg machen wir noch einen Stop in Tavira. Der Ort ist durch einen Fluß getrennt über den sich viele Brücken spannen. Erinnert ein bißchen an Venedig (wo ich noch nie war). Die Fischstände der Markthalle mussten weichen und heute haben sich nette Cafés und kleine Geschäfte angesiedelt. Einfach nett zum Nachmittagsbummel.
Zufrieden gönnen wir uns heute noch ein paar ruhige Stunden auf unserem Balkon, auf dem anscheinend nie die Sonne untergeht.
Unglaublich, aber schon wieder eine Nacht ohne Gewitter. Und wie jeden Morgen begrüßt uns die Sonne mit ihrem Lächeln. Danke, dafür!
Heute steht Faro auf dem Programm. Wir parken auf dem großen gebührenfreien Parkplatz Largo de Sáo Francisco. Von dort laufen wir Richtung Stadt und können es kaum glauben, wie viele Storchennester es in dieser Stadt gibt. Auf unzähligen Schornsteinen und Kirchen haben sich immer mindestens ein Storchenpaar angesiedelt. Und außer uns scheint niemand immer die Augen auf die Dächer gerichtet durch die Stadt zu laufen.
Hier kann man gut einkaufen! Es gibt eine sehr hübsch angelegte Fußgängerzone mit interessanten Geschäften, die für jeden Geschmack etwas bieten.
Zum Abschluß wollen wir noch das im Reiseführer empfohlene „hinreißende Seefahrtmuseum“ anschauen. Leider können wir es erst nicht finden und laufen die Hafengegend ewig mit unserem Stadtplan ab. Als wir endlich den kleinen unscheinbaren Eingang entdecken, hängt dort ein Schild mit den Öffnungszeiten: 14-17 Uhr. Das paßt uns trotz Urlaub nicht ganz in den Zeitplan. Es ist nämlich erst 12 Uhr und wir haben sonst eigentlich alles gesehen. So müssen wir leider auf das wahrscheinlich hinreißende Museum verzichten.
Auf zum Auto immer wieder an neuen Storchennestern vorbei und dann auf nach Olhao.
Nach langem Reden mit der Polizei über unseren Parkplatz, können wir endlich die Tour durch den Fischmarkt starten. Der Duft ist unverkennbar. Wir sehen jede Art von großen und kleinen Fischen, bereits ausgenommen und zerlegt oder auch noch ganz am Stück. Auf uralten Waagen, lassen sowohl Junge als auch Alte ihr Abendessen abwiegen. Hätten wir keine Halbpension, würden wir hier sicher auch kaufen. Der Fisch ist wirklich frisch und die Atmosphäre einfach schön.
In der nächsten Halle, können wir an den Ständen nicht mehr nur vorbeigehen. Wir kaufen Weintrauben, Erdbeeren und eingelegte Oliven von einer netten, alten Bäuerin. Draußen auf der Hafenmauer mit Blick über den Atlantik genießen wir unsere Früchte.
Auf dem Heimweg nehmen wir wieder einen kleinen Umweg in Kauf und machen noch einen Abstecher nach Estoi. Dort soll es, laut Reiseführer, einen herrlichen, verwunschenen Palast geben. Den müssen wir sehen. Und diesmal hat er nicht zu viel versprochen. Durch ein uriges Eingangstor, gelangen wir vorbei an einem leicht verfallen Herrenhaus (für uns Herrenhaus, den Zeichen über den Türen nach, früher Pferde- und Kuhstall) an einen wirklichen Palast. Vom Brunnen aus hat man einen herrlichen Blick über einen verwilderten Garten. Im Hintergrund sind große Azulejos. Diese Fliesenbilder sind typisch für Portugal und stammen ursprünglich aus dem persischen Raum. Eine Treppe führt vor ein großes Eisentor, das den Eingang in einen weiteren Garten versperrt, aber den Blick auf den wirklich verwunschenen rosa Palast freigibt. Das ist mit das Schönste, was wir bis jetzt gesehen haben. Die Stadt Faro hat dieses Anwesen aufgekauft und es wurde 2009 dort eine weitere Pousada eröffnet. Das wird uns bestimmt eine weitere Reise an die Algarve wert sein. Besonders, weil die Lage perfekt ist: In der Mitte der Algarve. Wir verbringen noch viele, viele Minuten einfach nur mit Staunen und Genießen.
Ab nach Albufeira, dem Trubel- und Touristenort im Sommer. Aber jetzt, nichts von alle dem. Wir genießen die Ruhe, schlendern durch die Gassen, haben einen wunderbaren Blick auf diese typische Felsküste der Algarve, die es auch am Strand von Albufeira gibt. Eine Familie tummelt sich tatsächlich schon im Meer. Das ist uns noch zu kalt. Wir bevorzugen mal wieder ein Café auf dem Marktplatz und bestellen uns den täglichen Cappuccino.
Und danach wieder ab in die Berge. Über Paderne, Portela geht es nach Alte. Dieser wirklich typisch kleine, weiße Ort schmiegt sich an die Berge. Wir bummeln durch die Gassen immer Ausschau haltend nach den berühmten Quellen, die es hier geben soll. Wir finden sie mal wieder nicht. Erst auf der Weiterfahrt, kommt uns ein Hinweisschild entgegen. Die Quellen können uns überhaupt nicht begeistert. Es gibt viele Picknickplätze und Snackbars und Restaurants. Aber schön ist es hier nicht wirklich. Also lieber wieder auf die Straße und durch die Natur zurück über Loulé, der letzte Punkt auf unserem heutigen Programm. Diese Stadt zieht uns auch sofort in ihren Bann. In der Markthalle können wir an den frischen Erdbeeren natürlich wieder nicht vorbeigehen. Die Stadt lebt, es sind viele junge Leute unterwegs und wir genießen erneut einfach nur die Atmosphäre, während wir durch die Gassen laufen.
Wir können nicht genug bekommen und wollen auch noch die letzte Pousada in dieser Region besuchen. Eine von dem Typ „Regionais“. Diese liegt bei Sao Bras de Alportel. Nach mal wieder ewigem Suchen werden wir fündig und enttäuscht. Ein großer, weißer Kasten. Der Blick ganz nett, aber nichts Besonderes. Nein, dann lieber wieder zurück auf unseren Balkon und in Ruhe die letzten Sonnenstrahlen genießen, bevor wir morgen wieder unsere Heimreise antreten. Aber wir sind super erholt, haben viel gesehen, die Sonne und das Leben genossen.
Kurz: Wir sind zufrieden mit der Welt und Portugal, wir kommen sicher einmal wieder.
Falls Ihr euch wundert, warum und wie ich solch alte Geschichten im Moment ausgrabe: Ich habe zu unserer Zeit in Würzburg eine Fernschulung für „Journalistisches Schreiben“ gemacht, über ein Jahr lang. Und in dieser Zeit musste ich hierfür doch einige Arbeiten erstellen und somit liegen all diese Geschichten fertig auf meinem Laptop rum… Zum Teilen mit euch. Zum Erinnern für mich.


























