Alleine der Name klingt schon besonders. Auf dem Weg zu unserem Hotel fahren wir an eine riesen großen Universitätsanlage vorbei, geschmückt mit großen Wasserspielen, auf dem Berg hoch oben eine Aussichtsplattform. Über den Berg hinüber Richtung mehr führt uns die Uferstraße an einem spannend ausschauenden Libanesischen Restaurant vorbei. Super spannend dann auch, dass plötzlich zu unserer linken Seite ein großer künstlicher Wasserfall auftaucht, direkt neben der Straße. Auf dem Bürgersteig tummeln sich die Menschen, um Fotos von sich vor dem Wasserfall zu schießen. Direkt danach die nächste Überraschung. Eine unbeschreiblich große historisch anmutende Arena am Fuße des Berges taucht auf. Nagelneu. Ein Amphitheater. WOW. Schon wenige Meter später erreichen wir unser Hotel auf der rechten Seite. Das Oceanic Khorfakkan Resort und Spa ähnelt ein wenig dem letzten, enttäuschenden Al Bahar Hotel & Resort, aber was auch immer es ist, dieses Hotel vermittelt sofort mehr Herzlichkeit. Wir beziehen die Zimmer und machen uns sofort auf an den Strand. Dieser ist einladend und einfach schön, ruhig, obwohl sich doch einige Leute hier tummeln. Sympathische Atmosphäre. Die Kinder fahren eine Runde Kanu, ich lese und mache Fotos. Super entspannend.
Das libanesische Restaurant „Rebou Lebanon Restaurant“ an der Corniche Road zieht uns zum Abendessen an. Nach der tollen Erfahrung am Tage zuvor, versuchen wir wieder unser Glück. Herzlich werden wir empfangen und nehmen im gemütlichen Außenbereich Platz. Ein Brunnen plätschert hinter uns. Es gibt eine kleine Fischplatte für die Eltern und die Kinder freuen sich über Nudeln. Die Fischplatte ist nicht ganz so gut, wie am Tage zuvor, aber trotzdem gut. Auch hier wieder alles trocken, sowohl unser Hotel, als auch das Lokal.
Khorfakkan ist umgeben vom Emirat Fujairah, ist allerdings eine Exklave des Emirates Sharjah, ein trockenes Emirat.
Den Abend lassen wir im Hotel ausklingen. Es gibt eine nette Sitzecke, in der wir Karten spielen können und uns an der Eistheke (mit frischem Speiseeis) jeder noch einen frischen Saft bestellen.
Viele in UAE mögen das Dune Bashing, wenn man mit dem eigenen Geländewagen stundenlang durch die Dünen düst. Adrenalin pur, Ängste, eventuell Schäden… nichts für mich. Für uns als Familie ist aber eine geführte Quadtour durch die Wüste ein super schönes Erlebnis. So darf dieser Programmpunkt auch auf unserem Roadtrip nicht fehlen. Nach unserer Nacht im Mysk al Badayer steuern wir einen der vielen Wüstentour Anbieter in direkter Nähe an. Schnell ist einer herausgepickt und wir fragen gezielt nach einer geführten Tour durch die Wüste. Wenn man nämlich nicht danach fragt, dann darf man meist einfach nur in einem kleinen eingezäunten Gebiet alleine seine „langweiligen“ Runden drehen. Wir haben dies bei der ersten Tour gemacht, damit unsere Tochter (12 Jahre) üben konnte. Schlussendlich hätten wir auch damals lieber gleich eine geführte Tour buchen sollen, was gefühlt sicherer gewesen wäre.
Wir bekommen einen netten Tourguide zugewiesen, vereinbaren die Fahrzeit und los geht’s. Herrlich zu viert (plus Guide) in der weiten, einsamen Wüste herumdüsen zu dürfen, immer in vernünftiger Geschwindigkeit und mit gutem Abstand zum Vordermann. Weit in den Dünen drin sehen wir immer wieder klimatisierte Geländewagen unterwegs im Wüstensand. Ich genieße, dass wir so nah dran sind, an der Natur, der warme Fahrtwind im Gesicht, den Staub vom Vordermann auf der Sonnenbrille. Wir stoppen auf einem Aussichtspunkt. Erden. Die Füße im Sand und die wunderschöne Stille genießen, die natürlich wieder vorbei ist, sobald wir unsere vier Quads starten. Für uns als Familie immer wieder ein schönes Erlebnis, dass auf keinem Wüstenbesuch fehlen darf.
Laut meiner Aktivitäten App sind wir etwa 22 km in einer Stunde durch die Wüste geweht…
Nachdem wir den Morgen in der Wüste beim Quadfahren verbracht haben, bringt uns der nächste Stopp leider genau zur Mittagszeit heiße Füße.
Das Al Madam Ghost Town oder Lost City, nicht weit vom Mysk al Badayer Resort entfernt, ist mit einem normalen PKW zu erreichen. Das Navigationsgerät für uns durch einen Ort. Desto weiter wir eindringen, desto mehr hat man auch hier schon mal das Gefühlt, dass die ein oder andere Ecke schon verlassen ist und der Sand Einzug hält. Der Weg führt dann aber doch wieder aus dem Ort heraus, ein paar Kamele suchen hier etwas Essbares. Nicht mehr weit entfernt können wir schon zwei Autos in der Wüste parken sehen. Dass muss es sein.
Man kann etwas entfernt parken und läuft dann vielleicht 100 m zum „Eingang“. Auf diesen 100 m mittags um 12 Uhr brennen mir die Zehen. Leider habe ich nicht meine geschlossenen Schuhe angezogen, sondern bin mutig in meinen Flip Flops los. Besonders mein dicker Zeh ist überhaupt nicht begeistert und schmerz wirklich, wenn der heiße Sand sich darunter klemmt. Wow… Aber ich bleibe tapfer und laufe sehr bedächtig und vorsichtig, aber trotzdem schnellen Schrittes von Schatten zu Schatten. Ich denke, es sieht super lustig aus… Die Häuseransammlung, Town ist fast schon übertrieben, besteht nur aus ein paar wenigen Häusern, die sich einmal anscheinend entlang einer kurzen Straße erstreckt haben. Vielleicht aus den 60er oder 70er Jahren. In manchen sind die Wände bunt angemalt, in manchen leider auch mit schlechten Sprüchen oder Kritzeleien verunstaltet. Aber es ist uns bleibt super spannend in solch verlassenen Gegenden auf Erkundung zu gehen. Manche Decken sind reich verziert und man kann diese gar berühren, denn der Sand dringt weiter und weiter in die Häuser ein und die Natur übernimmt die Siedlung. Die Kinder klettern in einem Zimmer, dass fast vollkommen mit Sand gefüllt ist, ins Dunkel hinein. Irgendwie auch ein bisschen unheimlich.
Die Hitze ist wirklich extrem. Der Rest meiner Familie macht sich schon langsam auf den Weg zurück zum Auto. Ich allerdings mag auch noch das letzte Haus anschauen. Und werde mit besonders farbenfrohen Wänden belohnt. Wunderschön. Zudem hat das Haus eine Randlage und aus der Fensteröffnung kann man die Dünen sehen. Hier begegne ich auch noch einer holländischen Familie. Erst den Kindern, die barfuß unterwegs sind. Im letzten hinteren Raum stoße ich dann auf die Eltern. Die Mutter ist gar so erschrocken, dass ich meine, für einen kurzen Moment, dachte sie wohl es spukt wirklich und sie hat einen Geist gesehen. Aber das bin nur ich. Wir müssen alle herzlich lachen.
Dann leider tritt ein Sohn in einen Holzsplitter und der Spuk ist vorbei. Die Eltern sind in der Realität zurück und können zum Glück sehr einfach den großen Splitter wieder entfernen. Die Familie zieht weiter und werde nun meinem großen Zeh Erholung schaffen und ihn zum Auto zurücktragen… Seltsam, dass ausgerechnet der große Zeh so empfindlich ist.
Ich liebe solche verlassenen Stätten und wir haben auch schon einige spannende besucht. Diese hier ist zwar sehr klein, aber fein.
Wie eine Festung aus 1001 Nacht thront dieses Wüstenhotel nicht weit entfernt von der Hauptstraße entfernt am Rande der endlosen Wüste. Sandfarbene, prächtige Gebäude erstrecken sich Trutzburg-artig durch die weitläufige Anlage. Seit kurzem hat die Anlage einen wunderschöne Poolanlage, an der sich perfekt der Nachmittag verbringen lässt. Leider ohne Wüstenblick.
Wir hatten ein Hotelzimmer gebucht, kein Zelt. Die Zimmer sind super schön, aber leider ohne Balkon oder Terrasse. Da ich ein Draußen-Mensch bin, hat mir das gefehlt. Die Zelte haben die schönste Lage. Sie umrunden das Camp und haben den exklusiven Wüstenblick. Traumhaft. Leider haben das alle anderen nicht. Fand ich ein wenig schade.
Zum Mittag wollten wir den Kindern einen Snack bestellen. Das hat auch funktioniert, aber der Sitzbereich zum Lunch ist eher bescheiden oder sagen wir, spartanisch. Graue Kunststoff-Rattan Möbel mit gläsernen Tischplatten vermitteln eher Kühle, als Gemütlichkeit. Nichts eingedeckt, keine Deko.
In einem großen überdachten, trotzdem luftigen Innenhof stehen unter anderen eine Tischtennisplatte und ein Kicker bereit. Super Abwechslung für die Kinder.
Das Abendessen wurde in Buffetform angeboten. Da es sich um ein alkoholfreies Hotel handelt, haben wir Wasser zum Abendessen bestellt. Leider kam die Wasserflasche nachdem wir bereits beim Hauptgang waren… Etwas unaufmerksam und langsam der Service für ein 5 Sterne Hotel.
Nach dem Essen haben wir uns im Außenbereich noch auf arabischen Sitzecken niedergelassen, um ein wenig Karten zu spielen. Auch hier kein Schnick-Schnack, keine Deko, keine Kerzen, sondern 60 Watt Glühbirnen in den arabischen Laternen. Kein Service, der uns vielleicht einmal ein Getränk angeboten hat.
Wir haben ja fast zehn Jahre in Afrika, Südafrika, gelebt und sind da wirklich etwas vom Service, Herzlichkeit und Liebe zum Detail verwöhnt.
Wir hatten am nächsten Morgen ein super langes, gutes Gespräch mit dem Hotelmanager und ich denke, er war super dankbar, dass wir uns die Zeit genommen haben, mit ihm dieses ehrliche und offene Gespräch geführt haben. Wie ein Schwamm hat er alles aufgesaugt…
Bin gespannt, ob sie sich das ein oder andere vielleicht zu Herzen nehmen. Denn sie waren wirklich super bemüht und eher verwundert, dass sie vielleicht nicht so viel Zulauf haben, wie sie erhofft haben…
Das nächste Mal würde ich auf jeden Fall ein Zelt buchen, wenn bezahlbar, denn ich denke, dann hat man das wirkliche WüstenHotel-Erlebnis, welches wir jetzt nicht fühlen konnten.
Eindrücke zur Reise gibt es die nächsten Tage auf Instagram EntdeckerGlueck. Viel Spaß.
Wir lieben Autorundreisen. Auch unsere Kinder sind mittlerweile mit dem EntdeckerVirus angesteckt und lieben diese Art von Reisen. Dieses Glück, wenn sie es sich mit all ihren Büchern, Kuscheltieren und Hörspielen auf der Rückbank des Autos häusliche einrichten, ein Strahlen auf ihren Gesichtern und die Vorfreude, was der Tag wohl so bringen wird – herrlich. Da Covid19 zu unseren Osterferien 2021 immer noch die Welt beherrscht, bleiben wir im Land. Wir sind neu hier und es gibt SO VIEL ZU ENTDECKEN in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Los geht´s. Ich habe eine Rundreise durch das benachbarte Emirat Ras al Khaimah geplant. Meinen Mann habe ich vorgewarnt, dass das nicht eine Autorundreise wird, wie wir es kennen. Die Wegstrecken sind erheblich (!) kürzer. Die Kinder verstehen das natürlich nicht wirklich oder wollen nicht, auch mit ihren 11 Jahren nicht. Sie erwarten geschmierte Butterbrote und Äpfelchen, Zeit zum Lesen, Hören und aus dem Fenster starren und die Welt vorbeifahren sehen. Als wir nach einer Stunde bereits am ersten Ziel ankommen – großes Erstaunen.
Ghost Village & Heritage Village al Jazirah al Hamra
Noch größeres Erstaunen bei uns allen, als die „Sehenswürdigkeit“, die angeblich nicht auf Touristen ausgerichtet ist, sondern mehr auf eigene Faust erkundet werden soll (damals laut Internet), plötzlich über ein Kassenhäuschen und eine geschlossene Tür verfügt. Leider war uns nicht bewusst, dass diese Geisterstadt Teil des Ras al Khaimah Fine Art Festivals 2021 war und somit nur am Wochenende „geöffnet“ sein sollte. Dumm gelaufen. Aber mal ehrlich, es gibt immer Mittel und Wege. Wir sind wieder ins Auto gestiegen, einmal um die Ecke gefahren, außer Sichtweite des Wachmannes und sind einfach einen Block weiter durch die verlassene Stadt geschlendert, denn der Bereich ist wirklich groß und es gibt in jeder Ecke etwas zu entdecken. Es ist angeblich die letzte traditionelle Stadt, die noch erhalten ist, mal mehr, mal weniger. Früher stark besiedelt von Seefahrern und Perlentauchern und -händlern, bis Mitte der 20. Jahrhunderts die Moderne lockte und die Bewohner langsam das Dorf verließen. Aber für die Kunst wollten wir doch noch mal auf dem Rückweg vorbeischauen…
BM Beach Resort
Kleine Zeitreise in die 80er… Kantinen Style all inklusive Restaurant und Back to the past Zimmer. Aber traumhaft schöne Strandbar mit netten türkisfarbenen Sofas, einem wunderschönen Sonnenuntergang, 20 Minuten kostenlosem Kajak Fahren für die Kinder, was will man mehr für eine Nacht? Schlaf? Kantine haben wir abends dann ausfallen lassen, wir hatten ja schließlich Feierabend. Sind auf dem SonnenSofa sitzen geblieben und haben Pizza und Burger vom Bar Menü bestellt (und leider auch noch einmal gezahlt) Zum Thema Schlaf: Uns war nicht bewusst, dass wir bei einer Buchung eines Familienzimmers mit vier Personen, wohlgemerkt unsere Zwillinge sind elf Jahre alt, ein Kingsize Bett und ein schmales Einzelbett bekommen würden. Schlaf war also in dieser Nacht Mangelware. Und ein leichtes flaues Gefühl… sollte das für die nächsten Unterkünfte auch so sein?
Zeitüberbrückung…
Zwischen Auschecken bis spätestens 11 Uhr und Einchecken um 15 Uhr liegen vier Stunden. Unsere Fahrstrecke heute 21 km. Was tun… Geplant war ein Mittagessen im Ritz Carlton, welches direkt auf dem Weg lag. Ich hatte auch extra Tage zuvor angerufen, ob die Restaurants mittags geöffnet sind – ja. Am Tor angekommen, leider kein Einlass, weil Ostern und Covid und nur mit Reservierung… Also habe ich wieder angerufen, zwar geöffnet, aber leider ausgebucht. Hätte man mir ja vielleicht auch bei meinem letzten Anruf eine Reservierung empfehlen können… Customer Service? Na, ja, kein Essen, aber immer noch vier Stunden zu überbrücken, denn beim Bedouin Oasis Camp hängt ein großes Vorhängeschloss am Tor. Also fahren wir wieder zurück nach Al Jazirah al Hamra und erkunden noch spontan den Yachthafen, finden ein tolles Restaurant mit Meerblick. Und haben ganz unerwartet noch ein tolles Fleckchen Erde entdeckt, welches gar nicht geplant war.
Bedouin Oasis Camp
Was für eine wunderschöne Oase! Wow. Da wir noch nie in der Wüste UAEs übernachtet haben, wirklich ein toller erster Eindruck für uns. Apropos Übernachten – Schlaf? Wieder die gleichen Voraussetzungen wie die Nacht zuvor und diesmal bleiben wir zwei Nächte, also zwei Nächte wenig Schlaf. Aber wir sind so magisch verzaubert von dem Ort, dass uns das am Nachmittag auch einfach egal ist. Wir buchen sofort für den frühen Abend drei Quads (mein Sohn fährt lieber bei mir mit und genießt) und erfrischen uns dann im Pool mit Wüstenblick. Irgendwie utopisch. Mit einem tollen Guide erleben wir eine halbe Stunde Wüstentraum mit unseren Quads. Kamele greifbar nah. Ein Kamelhirte trinkt an einem kleinen Feuerchen mitten im Nirgendwo Tee. Was für ein tolles Erlebnis. Der Daumen unserer Tochter ist nach einer halben Stunde reif für Rast. Jetzt werden die Beine belastet. Sandboarden. Und anschließend ein tolles, super durchorganisierten Buffetessen unter freiem Himmel in arabischen Lümmelecken mit Sitzkissen auf Teppichen. Erholung. Zum Nachtisch nach dem Süßen gibt´s noch eine Bauchtanzeinlage, die wir mit unseren vollgeschlemmten Bäuchen nicht übernehmen könnten. Und zum absoluten Höhepunkt noch eine Feuershow unter diesem Wüstensternenhimmel. Schöner könnte kein Tag sein. Und deshalb bleiben wir zwei Tage und wiederholen das ganze morgen noch einmal.
Dattel- und Kamelfarm
Für den nächsten Tag haben wir eine kleine Tour gebucht, hatte ich so auf der Homepage des Camps gefunden. Extra ausgeschlossen hatte ich den Dune Bashing Part, da wir davon kein großer Fan sind. Aber wie sich später rausstellen sollte, das unerwartete Highlight des Ausflugs. Erstmal warten wir fast eine Stunde auf den Tourguide. Ich denke, die Organisation war schlichtweg vergessen worden. Aber der Herr kam, war super freundlich und brachte uns zur Dattel… Farm? Ich persönlich hätte mir eine repräsentative Farm mit Erklärungen, Verkostung vielleicht, gar eventuell mit einem Shop vorgestellt, erträumt, erhofft… Es war mehr eine sehr einfache, dreckige, heruntergekommene Anlage, wenig Palmen, keine Führung, keine Erklärung – nichts, einfach nichts außer Müll und Dreck. Auf zur Kamelfarm. Farm? Hinter einem Zaun ein paar Kamele, der Guide holt mit einem Spaten ein paar Büsche aus dem Wüstenboden und die Kinder können über den Zaun hinweg füttern. Als er auch mir einen Busch überreicht und ich mich zum Zaun begeben, bekomme ich plötzlich den Schock meines Lebens, denn mein Blick noch auf die Kamele vor mir gerichtet, taucht unerwartet ein Kamelkopf über meiner Schulter auf. Mir bleibt die Luft weg. Der Guide ruft irgendetwas, ich drehe mich um und sehe plötzlich überall Kamel um uns herum. Das wird mir zu unheimlich. Auch mein Mann ist sehr skeptisch. Wir treiben die Kinder sofort zum Auto zurück. Kamele überall. Eigentlich könnte man sich ja freuen, aber das war einfach unerwartet und unvorbereitet. Im Auto angekommen, erzählt der Guide dann, dass Kamele mit einem Biss in den Halsbereich auch schon mal Menschen angreifen, gar töten können. Keine Ahnung, ob das stimmt, aber ich bin jetzt einfach nur froh, wieder im Auto zu sitzen. Das erschien mir alles doch etwas unkontrolliert.
Dune Bashing
Auf dem Rückweg biegt der Guide plötzlich in die Wüste ab, also richtig rein, Sandfahren. Also doch Dune Bashing. Ich hasse es, wenn ich ehrlich bin. Die Männer die sich austoben müssen. Frau, Kinder in diesem Fall auf dem Rücksitz, ich in der Mitte hinten. Kein Spaß. Keine Möglichkeit mich festzuhalten. Dünen rauf und runter. Adrenalin. Die Kinder haben riesen großen Spaß, mein Mann auch und o.k., ich muss zugeben, dass der Guide wirklich sehr gut und sicher fahren kann. Ich fange an ihm zu vertrauen. Bei unserem Wasser-Stopp hoch oben und mitten in den Dünen bin ich dann auch restlos begeistert. Und auch ich kann dem Rest der Familie nur zustimmen, dass es das Highlight des Ausflugs war. Wir genießen den endlosen Sandblick und erholen uns immer mehr und die misslungenen Farm besuche von vorher sind mit dem Wind über die Dünen davongetragen worden.
Sundowner
Nach der Rückkehr, nach dem Pool, nach dem Quadfahren, werden wir mit einem privaten Sonnenuntergangsplätzchen für uns vier überrascht. Da nicht viele Besucher für zwei Nächte bleiben, haben wir ein bisschen extra Bonus… Wir hatten den ganzen Nachmittag die komplette Anlage für uns. Man verwöhnte uns mit einem köstlichen Mittagessen, dass extra aus dem am Meer gelegenen Ort in die Wüste gebracht wurde, an einem liebevoll gedeckten Tisch am Pool an einem schattigen Plätzchen. Und zum absoluten Höhepunkt hatte man für uns einen abseits gelegenen, romantischen Pavillon mit traumhaftem Blick auf Wüste und Sonnenuntergang reserviert. Hier bekamen wir Orangensaft, Wasser und unsere Vorspeisen gereicht, bevor wir uns anschließend, zurück auf unserem Lümmelteppich, dem allabendlichen Abschluss widmeten und erneut Essen und Shows genossen.
Und geschlafen haben wir erstaunlich gut. Wir hatten die Bettenverteilung neu durchgemischt und die Kinder fanden es einfach toll, mal wieder bei Mama und Papa im Bett schlafen zu dürfen. Aber ein Tipp: Wir haben erfahren, dass die Anlage auch über genau zwei Familienzimmer mit einem Doppelbett und einem Stockbett für die Kinder verfügt – das wäre klar unsere Wahl beim nächsten Mal. Leider war für uns eine spontane Umbuchung vor Ort nicht möglich, andere waren vorab schlauer als wir.
Dhayah Fort
Da wir ja wieder unsere Überbrückungszeit zwischen Check-out und Check-in überbrücken mussten, nach dem Frühstück Sightseeing. Das Dhayah Fort liegt etwas hinter dem Ort Ras al Khaimah auf einer Anhöhe. Unser Navi gibt uns die Erlebnisroute quer durch die Hintergassen mit Ziegen, Müll, ungeteert. Immer in unserem Blick das Fort hoch oben auf dem Hügel, nicht im Blick, der Zugang dazu. Zäune links von dem schmalen einspurigen Schotterweg, rechts Häuserreihen, vor und hinter uns Ziegen. Irgendwann müssen wir wenden. Die Kinder finden es schon super spannend, ich auch. Einfaches Dorfleben mittendrin. Denn UAE ist nicht nur Prunk, Glanz und Glamour, es gibt auch das einfache, das andere Leben. Der erneute Versuch führt uns durch mehr unbekannte einspurige Gassen zu einer plötzlich vor uns liegenden Teerstraße. Die Zufahrt zum Fort. Wie gut, dass wir die mal nicht sofort gefunden haben, den spannenden Teil hätten wir sonst nämlich verpasst. Beim Fort kein Eintritt, keine Besucher, alles leer. Ein Traum für uns. Wir erklimmen die 240 Stufen bei 37 Grad und haben einen wunderschönen Rundumblick. Darunter viele wirklich grüne Flächen, Palmengärten – eine wahre Oase. Früher war das Fort Verteidigungsposten. Laut der Erklärungen auf der Tourismusseite von Ras al Khaimah entstand das existierende Fort im 19. Jahrhundert auf den Fundamenten viel älterer Gebäude. Es war und ist historisch bedeutend, denn im Jahre 1819 war es der letzte Ort des Wiederstandes gegen einen Angriff der Britten. Am 22.12.1819 wurde es dann getroffen und man gab auf. Im April 2001 wurde es wieder neu aufgebaut.
Hilton Ras al Khaimah
Vom Beduinen Camp zur großen Hotelanlage. Das Hotel hat eine tolle Lage, schöner Strand, toller Pool. Um abends all inklusive Buffet Essen aus dem Weg zu gehen, buchen wir direkt beim Einchecken für all unsere Abende die verschiedenen a-la-carte Restaurants. Eine gute Entscheidung für uns. Wir können uns verwöhnen lassen, genießen und erholen. Buffet zum Frühstück und Mittag ist mehr als genug für uns. Und zwei geräumigen Kingsize Betten für uns vier. Hier können wir alle den fehlenden Schlaf nachholen.
Suwaidi Pearls
Wir haben bereits vorab eine Tour bei Suwaidi Pearls gebucht. Am Treffpunkt, mit ausreichend Parkmöglichkeiten, besteigen wir mit nur zwei weiteren Familien das wunderschöne Holzboot mit Teppichen ausgelegt. Der Kapitän fährt uns durch Mangroven und die Kinder wundern sich schon sehr, wann sie endlich die Muscheln mit den Perlen sehen können. Wir bekommen Tee, Kekse und Wasser auf dem Boot gereicht. Etwa eine halbe Stunde später fahren wir wieder Richtung Ausgangspunkt. Die Kinder erneut ganz aufgeregt, warum sie jetzt keine Perlenmuscheln gesehen haben und es schon wieder zurückgeht. Direkt im Hafengebiet ist die schwimmende Farm festgemacht und hier machen auch wir fest. Wir betreten das hölzerne Deck der Anlage und werden sehr nett empfangen. Anschaulich wird der komplette Zuchtvorgang erklärt, die Kinder staunen. Es ist wirklich toll gemacht. Wir erfahren super viel über die Geschichte des Perlentauchens, immer mit tollem Anschauungsmaterial oder Bildern, um das Interesse des Besuchers aufrechtzuhalten. Zum Schluss öffnet der Guide noch eine Muschel und natürlich ist eine Perle darin. Meinen Sohn überkommt eine Trauer, weil die Muschel dafür sterben muss. Aber Kekse und Tee lenken ihn ab und muntern ihn schnell wieder auf. Der Ausflug hat sich wirklich gelohnt.
Jebel Jais
Am nächsten Tag wollen wir eine kleine Runde am Jebel Jais wandern, im Lower Segment, weil es dort Rundwege gibt, besser geben soll. Im Upper Segment gibt es diese leider nicht. Vergeblich suchen wir den Einstieg zu den Rundtouren. Kein Hinweisschild, kein entsprechender Parkplatz. Aber es gibt so viele tolle Aussichtspunkte mit denen wir gar nicht gerechnet hatten. An einer Aussichtsbucht beobachten wir lange die Menschen, die es wagen, die (zu diesem Zeitpunkt) weltlängste Zipline mit 2832 m Strecke zu fahren, zu fliegen… Es sieht gigantisch aus, aber ich wäre zu feige. Wir fahren weiter den Berg hinauf und werden mit einem unverhofften Höhepunkt im wahrsten Sinne des Wortes überrascht. Toll mit Naturstein angelegter Verweilort, mit trendigen Foodtrucks, die Kaffee, Eis und Hotdogs verkaufen. Einem nagelneuen Spielplatz, Aussichtsplattformen für Rundumblick und der Einstieg zu den Upper Segment Wanderwegen. Mittlerweile steht die Sonne hoch am Himmel und für eine Wanderung ist es eigentlich schon zu heiß. Wir haben die Zeit am Jebel Jais genossen und werden auf der Talfahrt noch einen Versuch für die Rundwanderwege starten. Leider wird auch dieser zweite Versuch erfolglos bleiben. Zu schade, aber vielleicht ein anderes Mal. Die Kinder wollen sowieso viel lieber zurück ans Meer.
Ras al Khaimah National Museum
Wenn wir schon hier sind, nehmen wir noch ein Museum mit. Auf dem Parkplatz nur zwei weitere Autos, super freundlicher Empfang mit einem kleinen Begrüßungstee. Toll ist, dass das Museum so verschachtelt ist, man in viele verschieden Räume und auf viele verschiedene Ebenen gar klettern kann über Leiter-ähnliche Treppen, fast ein Abenteuer-Museum für die Kinder. Tolle Geschichten aus der Region und unser Highlight, das wir fast verpasst hätten, weil die Türe geschlossen war, da der Raum klimatisiert ist: der historische Dattelpress-Raum. Auch dieser Besuch hat sich wirklich gelohnt.
Caravan Resort Ajamn
Bevor unser Urlaub endet, wollten wir die Kinder noch mit einem Highlight überraschen. Nach 5-Sterne-Hotel – Caravan am Strand. Mehr Glamping als Camping. Wir starten mit einem Mittagessen im stylischen Restaurant mit Meerblick. Tolles Essen, toller Blick und tolle Location. Nach einem entspannten Kaffee und einem süßen Nachtisch ist auch unser Wohnwagen bezugsfertig. Ein mit einem Palmblätter-Zaun abgetrennter Bereich wird zu unserem privaten Strandabschnitt erklärt. Gigantisch. Darauf unser klimatisierter Wohnwagen ganz in Weiß gehalten, modern umgebaut mit großem Panoramafenster zum Strand hin. Er hat ein Doppelbett und ein witziges Stockbett für die Kinder, ein kleines WC innen und ein geräumiges WC mit Waschbecken außen in einem kleinen, separaten Bau. Davor eine Sitzgruppe mit Beschattung, gemauertem Grill, eine Außendusche und absolutes Highlight der Kinder: einer Schaukel mit Meerblick – nur für sie beide. Es ist herrlich entspannend. Wir schwimmen, spielen Karten und hören Musik von unseren Nachbarn. Laute Musik. Viel lieber würden wir das Meerrauschen genießen. Es scheint eine ganze Familienfeier nebenan im Gange zu sein. Sehr viel Trubel, zu viel Trubel. Na, das kann ja heiter werden. Heiter für die Nachbarn im wahrsten Sinne, heiter für uns im übertragenen Sinne.
Das Abendessen (ohne alkoholische Getränke) nehmen wir auf der Außenterrasse des kleinen, feinen Restaurants ein. Und werden wieder einmal mit einem romantischen Sonnenuntergang verabschiedet. Die Kinder genießen blaue Kindercocktails mit Stiefmütterchen und wir die laue Sommernacht.
Lau ja, aber auch laut. Denn die Nachbaranlage hat heute Partystimmung, leider bis weit in den frühen Morgen. Da feiern die Nachbarn nicht mehr, aber dann feiert gleich die ganze Nachbaranlage. Und klar, so ein Glamping Wohnwagen hat viele tolle Extras, aber mit Schallschutz ist da nichts. Ich habe zum Glück Ohrenstöpsel im Gepäck, der Rest leider nicht. Zum Glück haben wir früh für 8 Uhr bereits unser Frühstück bestellt. Geliefert wird dieses freiWohnwagen. Mit Meerblick an unserem Tisch am Strand starten wir in einen neuen Tag mit allerlei Köstlichkeiten und frischem Kaffee. Und um 9 Uhr sitzen die Kinder im Schlafanzug im Auto und wir machen uns auf den Heimweg. Erholen im Garten und früh schlafen gehen. Letzte Etappe 45 Minuten Heimweg.
Es war für uns eine Rundreise der anderen Art, kürzer, aber kein bisschen langweiliger. Super spannende Sachen entdeckt, der neuen Heimat wieder ein großes Stück nähergekommen. Zwischendurch haben wir immer mal wieder gescherzt, dass wir hätten zum Blumen gießen täglich nach Hause fahren können, würden wir Blumen besitzen.
EntdeckerGlück pur.
Eine Freundin fragte mich später ganz gespannt, wie denn die Reise war. Ich habe so geschwärmt, dass sie alles wissen wollte. Also habe ich alles erzählt, auch die Missgeschicke, die Überbrückungszeiten, das 80er Jahre Hotel, die Schlafsituationen, der misslungene Wanderversuch usw.
Sie hat anschließend gelacht und gesagt: „Und da schwärmst du vorher so von der Reise!“
Ich liebe es, wenn nicht alles perfekt läuft, dass macht es doch spannend. Man entdeckt Dinge, die man vielleicht sonst nicht entdeckt hätte, erlebt Sachen, die man sonst vielleicht nicht erlebt hätte und das ist für mich EntdeckerGlück. Einfach annehmen und genießen, so wie es ist. Mit offenen Augen durch die Welt.
Und zum Ras al Khaimah Festival of Fine Arts im Ghost Village al Jazirah al Hamra sind wir auf dem Rückweg auch noch einmal zurückgekehrt. Was uns wieder nicht mitgeteilt worden war, dass es vermutlich erst nachmittags öffnet. Denn es war erneut, auch am Wochenende, alles geschlossen. Aber ein neuer Wachmann war vor Ort und nicht ganz so streng, somit konnten wir uns kurz reinschleichen. Zu sehen gab es nicht viel. Ein paar Kunstobjekte, eine kleine Ausstellung in einem Raum… Wahrscheinlich hätten wir ein drittes Mal am Abend wieder kommen müssen, denn es gab überall Sitzgelegenheiten und Getränke- und Essenbuden. Vormittags aber geschlossen.
Wer mehr Fotos zu dieser Rundreise sehen möchte, findet die auf meinem Instagram Account @entdeckerglueck